Zu Beginn des Culturescapes-Festivals in Basel schaffe ich es ins Stadtkino, das mit einer Reihe von Filmen des tunesischen Filmschaffenden Nacer Khemir zum Schwerpunktthema ‹Sahara› beiträgt. Ich sehe den Film ‹Bab’Aziz› (2005), ein Film wie ein Gedicht. Leise, unaufregend, tiefsinnig-sinnlich. Im Kleinen erzählt es viele Geschichten in einer Geschichte, verwebt die Gegenwartsreise vom alten Derwisch, Bab’Aziz, mit seiner Enkelin Ishtar mit den Geschichten anderer und dem, was noch als Märchenbilder mittendrin erzählt wird. Es ist wunderbar, die Kunst des Erzählens sowohl im Film als auch in den Geschichten der Derwische zu erleben. Größer ausgedrückt erzählt der Filmemacher hier aber auch von den Tiefenschichten des Islam, den der alte Derwisch mit seiner erleuchteten Weisheit repräsentiert, und von der Freude, die es bedeutet, ‹bei Gott zu sein›. In Tanz, in Geschichten, Rezitationen, im gesungenen Vers, mit Händen, offen nach oben und unten, hüllt der Film uns ein und erinnert uns, dass bei Gott sein, immer, für alle bedeutete, bei sich und nicht bei sich zu sein. Nach dem Kino war ich Khemir so tief dankbar, dass etwas so Alltägliches wie ein Kinobesuch es vermag, mich wieder ein Stück weit auf dem mystischen Urgrund zu verwurzeln, und dass sein Film die Kunst besitzt, die auch die Derwische im Film verkörpern: durch Poesie zu Gott zu finden und dadurch zur Poesie.
Bild Filmstill aus ‹Bab’Aziz› (2005), Film von Nacer Khemir