Sebastian Knust ist Öffentlichkeitsreferent der Anthroposophischen Gesellschaft in Deutschland (AGiD). In seinen Presseschauen fasst er Beiträge aus deutschen Zeitungen zusammen, die Anthroposophie und Impfpflicht, Verschwörungstheorien und Querdenkertum zusammenwürfeln, um einen Sündenbock auszumachen. Gilda Bartel sprach mit ihm.
Macht Ihnen die derzeitige ‹mediale Lage› der Anthroposophie Sorgen?
Ja. Aktuell gibt es eine große Wut auf Menschen ohne Corona-Impfung in Deutschland. Als Ursache für die Impfskepsis werden unter anderem ‹Anthroposophen› hervorgehoben. Es gibt in Deutschland aktuell 12 000 Mitglieder der Anthroposophischen Gesellschaft mit sehr unterschiedlichen Haltungen zur Pandemie. Bei dieser verschwindend geringen Gruppe im Verhältnis zu mehreren Millionen Ungeimpften drängt sich mir die Frage auf: Halten wir gerade als Sündenböcke her, die vom Versagen an anderer Stelle ablenken sollen?
Wie kann man als der Anthroposophie verbundener Mensch damit umgehen?
Dass ‹wir› als ‹gefährliche und wissenschaftsfeindliche Esoteriker› angefeindet und vielfach an den politisch rechten Rand gedrängt werden, verletzt mich und wird den aufgeklärten, zutiefst menschlichen und kosmopolitischen Intentionen der Anthroposophie nicht gerecht. Hier ist jede und jeder gefragt, dem aktuellen Sturm besonnen und initiativ entgegenzutreten.
Was kann man tun, um das mediale Bild zu korrigieren?
Ich baue vor allem auf Menschen aus unserer Bewegung mit guten Medienkontakten, die mithelfen, die überspitzten Zuschreibungen auf ein realistisches Maß zurechtzurücken. Ganz besonders freut mich, dass Freiburger Waldorfschüler und -schülerinnen sich öffentlichkeitswirksam für ihre Schule einsetzen.
Woran liegt es, dass die Anthroposophie immer wieder in diesen Bannkreis gerät?
Anthroposophie versucht, über die rein naturwissenschaftliche Weltanschauung hinauszugehen, und bringt vitale seelisch-geistige Ebenen ein. Solch ein Ansatz muss gegenwärtig von reduktionistisch denkenden Menschen als Provokation aufgefasst werden. Darin liegt für mich auch die tiefere Ursache für die Anfeindungen. Gleichzeitig frage ich mich und mein Umfeld: Falle ich nun in eine mittelalterliche geistige Glaubenshaltung zurück oder gehen wir tatsächlich einen Schritt weiter als die ‹moderne› Weltanschauung? In dieser Frage liegt für mich eine permanente Korrektiv- und Innovationskraft.
Mehr: Anthroposophische Gesellschaft
Bild: Sebastian Knust, Foto: Ch. Fischer
„12 000 Mitglieder der Anthroposophischen Gesellschaft“ – es gibt zehnfach mehr Antroposophen und Quasi-Antroposophen. Und die Ausstrahlung der Instituten ist groß.
Schade daß die Gesamtheit der Antroposophie nicht ein pro-aktives soziales Verhalten zeigt. RS ließ sich auch impfen, gegen TBC. Es ist eine moralische Verpflichtung. Freiheit gibt es nur wenn auch Bewußtsein und Verantwortlichkeit da sind. Und es gibt keine direkte Erkenntnisse der eigenen viralen Welten und die der anderen. Also kein Freiheit im gemeinsamen Atemraum. Nur wenn der ‚Esoteriker‘ sich dem ganz entzieht. Sonst ist es egoïstischer, illusionärer Freiheit.
Und das beëintrachtet die Glaubwürdigkeit der antroposophischen Beitrag an eine menschlichen Kultur. So daß nur die Lösungen der Technokraten übrig bleiben.