Der Person Kaspar Hauser werden immer wieder Kindheit, Identität und Menschenwürde gestohlen. Durch die alle zwei Jahre stattfindenden Festspiele ist Ansbach jedoch zu Hausers Heimat geworden. Ein besonderer Höhepunkt wird dieses Jahr mit dem 21. Geburtstag der Festspiele erreicht.
1961 nannte ihn Karl König den ‹Schutzpatron› der Menschen mit Behinderung. Heute können wir Kaspar Hauser erleben, wie er neben den Flüchtlingskolonnen aus Syrien geht, im seeuntüchtigen Boot über das Mittelmeer treibt oder in den ‹zivilisiertesten› Ländern unserer Welt als Urbild des traumatisierten Menschen an die Wohlstandsgesellschaft anklopft. Das Leben des zu Michaeli 1812 Geborenen reichte kaum über den 21. Geburtstag hinaus. Die tiefe Verbindung, die er gerade zum Sonnenwesen des Christus begonnen hatte, scheint für die Schattengestalten das Zeichen gegeben zu haben: Er wurde am alten Saturnfest, dem 17. Dezember 1833, ermordet. Ebenfalls 21 Jahre alt sind heuer die Festspiele, die jeweils im Sommer stattfinden. Neben einer originalen Symphonischen Dichtung ‹Kaspar Hauser – Aenigma eterna› von Walter Kiesbauer werden Kunstwerke von Stephan Guber, Jasminka Bogdanovic, Greg Tricker und Mitarbeitern der Kaspar-Hauser-Stiftung mit Hilfebedarf zu sehen sein. Und zum ersten Mal wird das Spielzeugpferdchen, das Kaspar Hauser täglich schmückte und dem er immer, bevor er selber aß, von seinem Brot und Wasser gab, öffentlich ausgestellt. Dass eine Stadt wie Ansbach eine solche Veranstaltung präsentiert, die eine Woche lang die ganze Stadt mit einbezieht und doch ganz aus der Anthroposophie heraus gestaltet ist, ist wohl einmalig!
Festspiele 29. Juli – 5. August in Ansbach
www.kaspar-hauser.net
Bild: Greg Trickers