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Zuschrift: Das Selbst ist doch unvergänglich

Zuschrift von Manfred Kriehn und Antwort der Redaktion.


In mehreren Beschlüssen wurde deutlicheres Eintreten für die Anthroposophie festgelegt – so auch in der Wochenschrift. Nun erschien in Heft Nr. 27 ein zweiseitiger Beitrag von Joachim Bauer, Neurowissenschaftler, in dem zu lesen ist:

Der Ort, wo Vorstellungen und Informationen über sich abgespeichert werden, ist in der unteren Etage des Stirnhirns, erst vor wenigen Jahren entdeckt. Dagegen tönt Anthroposophia seit über hundert Jahren mit umfassenden Angaben: Das Selbstbewusstsein ist im 7./8. Jh. v. Chr. entstanden durch Überdeckung zweier Punkte im Vorderhirn usw., das Gehirn ist nur ein Spiegelungsapparat. Herr Bauer: Das Neugeborene hat noch kein Selbst. Anthroposophia: Das Selbst ist beteiligt an der Elternsuche, dann in der Umgebung, dann in der Embryohülle, im beginnenden Erdenkörperbewusstsein ab ca. dem dritten Lebensjahr. Prof. Bauer: Das Selbst entsteht durch Spiegelung und Resonanz in Beziehungen, Sprache. Anthroposophia: Das Selbst ist unvergänglich, es verkörpert sich immer wieder, Spiegelung-Resonanz-Erkenntnisfähigkeit des Menschen, entsprechend der leiblich-seelisch-geistigen Entwicklung und der Wandlungsfähigkeit in der physisch-ätherisch-astralischen und der Ichleiblichkeit. Maßgebend ist die erhaltene Leiblichkeit durch Vererbung sowie Vorleben/Karma, erst nachrangig sind weitere und Umgebungseinflüsse. Es werden dann noch fünf Bücher zum Studieren vom Professor angegeben – unsere zahlreichen Angaben in Büchern, Vorträgen und Zeichnungen von Rudolf Steiner zu Gehirn, Denken, Bewusstsein, Gedächtnis und Erinnerung fehlen. […]

Antwort der Redaktion (Wolfgang Held)

An der Generalversammlung 2018 der Anthroposophischen Gesellschaft hat die Versammlung keine Beschlüsse, sondern vielmehr zwei Empfehlungen zum ‹Goetheanum› gegeben: Es möge ausgewogen berichten und dafür eintreten, dass die Anthroposophie sichtbar werde. Ersteres gehört zum Ethos unserer redaktionellen Arbeit, wobei wichtig ist, hier Kommentare von Berichten zu unterscheiden. Die Empfehlung ‹mehr Anthroposophie› deckt sich ebenfalls mit unserem Bemühen, wie vermutlich auch hunderter anthroposophischer Einrichtungen. Als wöchentliche Zeitschrift konzentrieren wir uns auf die Form der Anthroposophie, die in der Begegnung mit der Gegenwart entsteht. Deshalb stehen Darstellungen aus der Freien Hochschule für Geisteswissenschaft, von der Forschung zu den Präparaten, über Studien zu ‹Anthroposophie. Ein Fragment›, von den Inszenierungen der Mysteriendramen oder über Eurythmie und Sprache im Fokus. Anders als im Antrag gewünscht, publizieren wir explizit von Rudolf Steiner nicht geschlossene Texte, sondern thematisch gruppierte Gedanken wie beispielsweise im Heft zur Architektur, ‹Goetheanum› Nr. 18, oder regelmäßig auf Seite 4 poetische Worte Steiners.

Zum Artikel von Joachim Bauer: Bauer spricht nicht vom ewigen Persönlichkeitskern, sondern beschreibt als Neurobiologe, wie dieser in der Begegnung mit dem Organismus zum Selbst erwacht. Rudolf Steiner blickt in ‹Die ersten drei Jahre des Kindes› oder auch im ‹Heilpädagogischen Kurs› ebenfalls auf diesen komplizierten Vorgang der Beheimatung im Leib. Ähnlich wie Rudolf Steiner lebhaft die Spitzenforschung seiner Zeit aufgenommen hat, bemühen sich die Sektionen hier um einen Dialog, zu dem das ‹Goetheanum› gern beiträgt. Bauer hatte an der Fachtagung Eurythmie und Sprache vorgetragen. Wir haben neben seinem Text ausführlich von den anderen im engen Sinne anthroposophischen Beiträgen dieser Tagung berichtet: ‹Es geht um den Hörraum› und ‹Leben, aus dem wir Erkenntnisse schöpfen›, beides ‹Goetheanum› Nr. 17.


Foto: Gabby Orcutt

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