Fast ein Jahrhundert hat Kurt Eisenmeier gelebt. Mit großer Tatkraft baute er mit seiner Frau Doris drei Gemeinschaften für Menschen mit körperlicher oder seelischer Behinderung in Deutschland und Griechenland auf.
Bereits 1984 in einem Bericht von Peter Brügge über die deutschen Anthroposophen (‹Der Weltenplan vollzieht sich unerbittlich› in ‹Der Spiegel›) wird Kurt Eisenmeier erwähnt. Erstaunt wurde da berichtet, er habe einen gut bezahlten Job in einer Verpackungsfabrik in seinem 55. Lebensjahr vollständig aufgegeben und sei mit seiner Frau endgültig in die Lebensgemeinschaft Sassen umgezogen. Peter Brügge beschreibt in seiner Reportage, dass die scheinbar unglaubliche Einstellung, die Betreuten dort hätten trotz ihrer Beeinträchtigungen einen unzerstörbaren Wesenskern, den man pflegen könne, sich offensichtlich auswirke. Die Betreuten in der Wohngruppe, deren ‹Eltern› Doris und Kurt Eisenmeier waren, wirkten ruhig, sanft und eifrig – weitestgehend ohne medikamentöse Hilfe. Bereits 1968 gründete das Ehepaar die Lebensgemeinschaft Sassen; der Richthof in der Nähe folgte. Aus dem Erlös der verkauften Firma Dürbeck gründeten sie noch die Merkur-Stiftung, die anthroposophische Initiativen fördert. Nach dem Verkauf der griechischen Firma Dürbeck gründeten sie dort 1993 eine Gemeinschaft nach demselben Vorbild. 2010, ein Jahr vor Kurt Eisenmeiers Tod, wurden sie mit dem Bundesverdienstkreuz 1. Klasse ausgezeichnet. Außerdem ist ein Sammelband mit Kurt Eisenmeiers in der hofeigenen Zeitung ‹Unser Dorf› erschienenen Aufsätzen über alle Bereiche der Lebensgemeinschaft herausgegeben worden. 2018 erschien die Autobiografie Kurt Eisenmeiers, die seine Denkweise in Wort und zahlreichen Skizzen darstellt: «Nur mit einem spirituellen Ansatz kann eine soziale Einrichtung gesund gedeihen.»
Visionen kristallisieren. Kurt Eisenmeier – Lebensskizzen. Swiridoff-Verlag, 2018, www.lebensgemeinschaft.de