Ytterjärna, Schweden. 2025 ist der 100. Todestag von Rudolf Steiner. Wie lebt er in einzelnen Menschen weiter? Daniel Evaeus, Werklehrer an einer Waldorfschule und Lehrer für traditionelles schwedisches Handwerk, gibt seine Antworten.
Welche Lebensfragen haben dich mit der Anthroposophie in Beziehung gebracht?
In meinen frühen Zwanzigern, während meiner Ausbildung zum Geigenbauer an einer Schule in Deutschland, weckte eine Gesundheitskrise in mir den Wunsch, mich selbst und meinen Geist kennenzulernen. Ich suchte Antworten in Yoga und Büchern. Mit Erstaunen stellte ich später fest, dass die Anthroposophie auch eine Quelle spirituellen Wissens war! Ich war zwar Schüler an Waldorfschulen gewesen, wusste aber nie, was Anthroposophie ist. Durch die Teilnahme am Youth Initiative Program (YIP) kam ich näher mit der Anthroposophie als einem Weg der Selbsterkenntnis in Berührung. Diese Reise vertiefte sich vier Jahre lang während der Zusammenarbeit mit den Elderberries-Café-Initiativen in Los Angeles, wo der Aufbau von Gemeinschaft und Peer-Mentoring-Prozesse im Mittelpunkt unserer Arbeit standen. Eine der Gemeinsamkeiten zwischen der Geigenbauschule und der Arbeit im Elderberries-Café war das Erleben des transformativen Potenzials von praktischer Arbeit. Im Café wurde der Lern- und Arbeitsprozess im Sinne einer traditionellen Handwerksausbildung gestaltet, die nicht nur die berufliche, sondern auch die moralisch-persönliche Entwicklung beinhaltete. Ich begann, mehr und mehr eine therapeutische Geste in meinem Leben zu verkörpern. Durch meine aktuelle Tätigkeit und Ausbildung als Werklehrer an einer schwedischen Waldorfschule bin ich wieder mit diesem roten Faden der praktischen Arbeit und Heilung verbunden. In Schweden gibt es in den Werkstätten mehrerer Waldorfschulen eine etablierte Praxis der Förderpädagogik. Darin sehe ich großes Potenzial.
Kontakt daniel.evaeus@protonmail.com
Foto Kimberley Gustavsson-Lorne-McDougall