Rudolf Steiner war ein Großunternehmer. Ein Unternehmer des Geisteslebens. Er begnügte sich nicht damit, Weisheitslehren zu verbreiten, sondern engagierte sich konkret in vielen Projekten. Projekte, die die Kontinuität der Arbeit über ihn hinaus ermöglichten. Projekte, die hundert Jahre später zu einer lebendigen, weltweiten Bewegung wuchsen.
Als sein Körper schwächelte und er das Bett hüten musste, wimmelte es von Unternehmen und Projekten um ihn herum. Selbst auf seinem Krankenbett arbeitete er weiter. Er muss die Freude des alten Faust erlebt haben: «Wie das Geklirr der Spaten mich ergötzt!» Dazu war er sich bewusst, dass das Wesentliche in der Schöpfungskraft liegt, die in jedem Individuum steckt: «Ich möchte jeden Menschen / Aus des Kosmos’ Geist entzünden, / Dass er Flamme werde / Und feurig seines Wesens / Wesen entfalte.» (Notizbuch, 1925) Sicherlich erkannte er in dem Schicksal, das ihn ans Bett fesselte, auch die Notwendigkeit, sich zurückzuziehen, um dem Erblühen anderer freien Lauf zu lassen.
Sein persönlichstes und zugleich universellstes Unterfangen, dem er sein Leben widmete, war eine freie Hochschule für Geisteswissenschaft. Eine Hochschule, die immer größere Scharen von Forschenden aus der ganzen Welt versammelte. Eine weltumfassende Vision. – Diese Willenskraft des Baumeisters, des Unternehmers des Geistes, selbst auf dem Krankenbett, das zeichnet Rudolf Steiner als spirituelle Gestalt aus.
Bild Rudolf Steiners Atelier, Schreinerei des Goetheanum. Foto: Walter Schneider