Herzsprechen

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Wir kennen es alle, und zumeist aus unseren sozialen Bezügen, dieses tiefe Weh, sich nicht miteinander verständlich machen zu können. Wie eine Ohnmacht fühlt es sich an, sprachlos geworden zu sein, hilflos, ratlos, nicht sagbar, nicht vernehmbar. Und noch nicht angelangt im hüllenden Schwarz des Amselgefieders im Dämmerlicht eines Wintertages, was mir sagt, dass wir uns nicht fürchten brauchen. Gefrorenen Wolken gleich hänge ich fest in den Schatten, die mir von meinem Geworden-Sein erzählen.

An der Tau-Schwelle des Herzens beginnt etwas zu schmelzen. Meine Worte tasten entlang der feinen Linie der Berührbarkeit selbst. Sie wollen das Moos sagen und das Geräusch des Wehrs, auch die wilde Schönheit deiner Nase. Als wären sie wie die Sonne ein Tastorgan und befühlten unentwegt die Welt mit ihren liebevollen Strahlen. Und trügen die Eindrücke ins Innere, wo die Sonnenstürme geboren werden, welche unsere Welt wärmer machen. Wie viel mehr sollte ich dich in diesem Leben denn ‹sehen› und empfangen können, als an meiner Haut? Was ist dann permeable Kommunikation?

Ein Sichelmond rahmt meine Gedanken wie ein hingewendetes Zurücktreten. Das erste Wort der Welt, das sich zum Ich gesellt: bin. Dann durchs Herz ein neues Sprechen: Ich bin du.


Illustration Grafiken aus der Serie ‹Wie ein Dieb in der Nacht› von Philipp Tok

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