Angela Fournes ist selbständige Bestatterin. Von Geburt Amerikanerin, wuchs sie als Kind in Mexiko auf und lernte dort einen humoristischen Umgang mit dem Tod. Nach dem frühen Tod ihres Vaters starb ihre Mutter, als sie 20 Jahre alt war. Das Werk Rudolf Steiners war ihre Stütze und prägte ihr Verständnis für das nachtodliche Leben. Durch Sterbebegleitung fand sie ihre Berufung. 2018 erschien von ihr und Annette Bopp das Buch ‹Den Tod muss man leben›.
Wie gestalten Sie die Begleitung in einem Todesfall?
Meine Aufgabe besteht darin, die Angehörigen liebevoll aufzufangen und die nächsten Schritte zu erklären, die den Prozess unterstützen, den der Verstorbene durchmacht. Ich begleite die Angehörigen durch die Ausführung der letzten Liebesdienste, die auch ermöglichen, ihre Trauer im Tun aktiv zu verwandeln: beim Waschen, Anziehen, Aufbahren, Einbetten in den Sarg, Verabschieden des abgelegten Erdenkleides, Gestalten und Durchführen der Abschiedsfeier, der Einäscherung, der Beisetzung in einer menschlichen, heilsam schönen und leichten Art.
Können Sie als Bestatterin auch dem Verstorbenen helfen?
Da der Hörsinn der letzte ist, der geht, kann ich ihm helfen, sich zu orientieren, indem ich mich ihm vorstelle und ihm mitteile, dass er gestorben ist. Denn erfahrungsgemäß verstehen dies nur 50 Prozent. Ich erkläre ihm, dass er gerade seine Rückschau durchmacht. Bei jedem neuen Schritt teile ich ihm mit, was geschehen wird. So baue ich auch zu ihm ein Verhältnis auf und versuche zu spüren, was für ihn hilfreich ist. Rudolf Steiners Äußerungen und Sprüche sind hierbei sehr unterstützend!
Erleben Sie, dass eine solche Bestattung den Hinterbliebenen die Angst vor dem Tod nehmen kann?
Sehr oft höre ich von Angehörigen, dass ihnen die Beschäftigung mit dem abgelegten Erdenkleid, das Aufbahren und das Selber-aktiv-Sein sehr geholfen hat, die Angst zu überwinden und sogar eine neue Beziehung zum Verstorbenen aufzubauen – in gegenseitiger Dankbarkeit.