Sinn des Herzens ist, Hymnus zu werden.
Aus: E. M. Cioran: Gedankendämmerung. Aus dem Rumänischen übersetzt von Ferdinand Leopold, Frankfurt am Main 1995, S. 245.
Hymnus zu werden – ein Sinn des Herzens lässt sich im Jubel der Osterzeit erleben. Welcher Lobgesang erklingt?
Kommentar und Auswahl von Johanna Lamprecht
Zeichnung von Philipp Tok
Bei mir: Der Lobgesang auf Pallas Athene in Ilias 6, 86 – 101, dargeboten von Helenos, dem Sohn des Priamos, Vogelflugdeuter und Seher.
+ Vorgeschichte:
Pallas Athene schleicht sich im fünften Gesang mit Hera zu den Pferden mit den goldenen Stirnbändern. Sie zieht sich die Rüstung ihres Vaters an und beide fahren mit dem Wagen davon.
Nun helfen Athene und Hera unseren Freunden auf dem Schlachtfeld, da sind sie nicht zimperlich. Athene steigt sogar in den Wagen zu Diomedes und hilft ihm in der Schlacht.
Wir erleben Athene also etwas „erhitzt“ und aus nächster Nähe.
Im sechsten Gesang wechseln wir aber auf die Seite des Gegners.
+ Lobgesang:
Eine andächtige Stimmung im Lager des Gegners. Helenos, der Seher, bittet Hektor, die Mutter möge im Tempel eine Kulthandlung für die Göttin vollziehen, ihr Gewänder und Rinder darbieten.
Und da erfahren wir, dass die Gegner auch zu Pallas Athene beten: Die gleiche Athene, die uns eben noch geholfen hat.
Nur ist das eben irgendwie auch eine andere Athene. Dort, beim Gegner, ist nun, im seelischen Nachbild, alles sehr klein und fern, als ob man in eine Puppenkiste blicken würde. Denn man versteht eigentlich nicht so ganz, weshalb die Gegner Prozessionen durchführen, während die Göttin, um die es geht, bei uns herumhüpft. Ich frage mich, ob sie das überhaupt mitbekommt.
Also mein Tipp: Ilias 6, Verse 86 bis 101.
Der Sinn des Herzens ist es, unablässig Homer, Hesiod und Pindar zu preisen, bis man sie in leibhaftiger Gestalt erleben kann. Alle Heroen und alle Dichter, alle Göttinnen und Götter müssen Leiber werden in der Wirklichkeit, in der Welt, die wir mit anderen Menschen teilen.
Ich finde das keine so gute Idee, irgendwelche antiken Dichter zu preisen. Erstens sind die schon ein paar tausend Jahre tot. Zweitens gibt es ja auch heute Dichter, man kann sich ja auch mit denen beschäftigen. Drittens weigert sich selbst Reclam, irgendwelche Informationen zu ihrer angeblich sehr guten Pindar-Ausgabe herauszugeben. Da kann man ja mal selber nachschauen:
https://www.reclam.de/detail/978-3-15-008314-7/Pindar/Oden
„Gehen Sie bitte weiter, kaufen Sie sich ein anderes Buch“, das steht dort in unsichtbarer Schrift.
Hölderlin ist irre geworden an diesem Zeug, das sollte man nicht vergessen. Goethe meinte nach dem fortgesetzten Studium der Odyssee, irgendeine sogenannte Urplanze erblicken zu können, wir wissen, was daraus geworden ist. Man muss sich nicht mit diesen antiken Schriften beschäftigen, man kann auch etwas anderes tun.
Seit ein- oder zweihundert Jahren gibt es, unbemerkt von der breiten Öffentlichkeit, Bestebungen, in der Jetztzeit „Olympische Spiele“ zu errichten. Millionensummen werden dafür von dubiosen Geldgebern gestiftet und verpulvert. Der Sinn dahinter ist offensichtlich, die in den einzelnen Volksgruppen lebenden religiösen Vorstellungen auszurotten.
Die Olympischen Oden Pindars wurden für genau diese „Olympischen Spiele“ geschrieben, das ist dasselbe Olympia. Und was ist nun mit diesen Olympischen Göttern? Meinen Sie denn wirklich, wir würden nicht bemerken, was hier vorgeht?
Wie gut, dass ich nicht lesen kann, zumindest nicht so, dass ich dabei etwas verstehe, also jeglicher Logik abhold, mehr zufälligen Zusammenwürflungen ausgesetzt, durchs Leben wandle, und einzig sicher darüber bin, dass mein hier und jetzt kein vorher und nachher kennt.
Bitte gehen Sie weiter und lesen Sie einen anderen Kommentar. Meinethalben über rauchbares Urkraut.