Gespräch mit Ueli Hurter, Co-Leiter der Sektion für Landwirtschaft am Goetheanum, zum Thema Saatgut.
Was zeichnet das Thema Saatgut aus?
Pflanzen ernähren Tiere und Menschen. Damit ist alles höhere Leben auf der Erde an das Saatgut gekoppelt. Saatgut ist also erstens ein gemeinsames Kulturerbe. Zweitens können wir Pflanzen züchten, was eine individuelle Leistung ist. Drittens kann Saatgut auch gehandelt werden. Es stecken im Saatgut also Kultur-, Rechts- und Wirtschaftsgut. Man kann damit ein Geschäft machen, wie es die Saatgutindustrie mit Gentech, Patenten und Monopolen tut. Oder man kann versuchen, ein modernes Gemeingut-Management aufzubauen.
Wie kommen Züchter und Bauer zusammen?
Das einfachste Modell ist eine Partnerschaft zwischen Züchter und Bauer/Gärtner. So hat man es in biodynamischen Kreisen bis jetzt gemacht. Doch damit können wir die Züchtung nicht finanzieren und entwickeln. Die weiteren Stufen der Wertschöpfungskette – am Beispiel Getreide: der Müller, der Bäcker, der Verkäufer und der Konsument – müssen einbezogen werden.
Wer sind hier die Arbeitspartner?
Einerseits die Getreidezüchtung Peter Kunz und der Fonds für Kulturpflanzen-Entwicklung. Andererseits sind wir bestrebt, in der Diversität der Standpunkte in der Szene einen neutralen Platz einzunehmen und zu moderieren. Die Studie ‹Saatgut – Gemeingut› ist ein Beitrag zur Weiterentwicklung.
Was trägt die biodynamische Forschung bei?
Die Züchtung ist das Paradepferd der biodynamischen Forschung. Vor 30 Jahren war nichts und heute kann ich in der Schweiz fast vollständig biodynamisches Saatgut bestellen. Die Züchtung ist rein biodynamisch, es gibt keine vergleichbare Biozüchtung. Es ist die Inspiration des anthroposophischen Welt- und Menschenbildes, gepaart mit viel Mut und Unternehmertum, die diese Praxisforschung ermöglicht hat und weiter ermöglicht.