Der Narr

Oder: Das Denken in Rudolf Steiners Schrift ‹Die Philosophie der Freiheit› als eine Selbstoffenbarung des absolut Guten

Eine Fallstudie. Gemalt mit einem Heizkörperpinsel.


In einem anregenden Gespräch mit einem guten Freund ging es um die Anthroposophie Rudolf Steiners. Um ihr Woher und Wohin. Mein Freund spielte mit einer Frage: ob die Anthroposophie ein, es fiel das Wort: Narrativ sei. Das gefiel mir so gut, dass es mir seitdem immer wieder einfällt, meinen Einfällen zu folgen. Zufällig stieß ich auf Valentin Tomberg. Der ordnet dem Narren die Liebe zu (s. ‹Die Großen Arcana des Tarot – Meditationen›, XXI. Brief, ‹Der Narr›). Da ich das so will, fällt mir ein: Eine Narration ist eine Liebesgeschichte. Narrare – erzählen.

Der Fall ist: Die Anthroposophie Rudolf Steiners entspringt einer Weiterentwicklung des Denkens in Rudolf Steiner zu einem Organ für Geistesforschung und deren Darstellung in der Form desjenigen begrifflichen Denkens, das Rudolf Steiners Schrift ‹Die Philosophie der Freiheit› durchwaltet. Das Denken der Philosophie der Freiheit ist laut Rudolf Steiner der vorläufig letzte Entwicklungsschritt im Gang der Geistesentwicklung des Menschen. Anhand dieses Denkens ist die Entwicklungsgeschichte neu anzuschauen. Das leuchtet ein. Einfach daher: Wer das Blühen kennt, der schaut das Keimen anders. Der wird anderes vom Samen erzählen können als seine Vorgänger.

Das Ganze des Erzählens der Geschichte des Menschen wird anders. Die Geschichte des Menschen entpuppt sich dabei, mehr und mehr, als eine Liebesgeschichte. Das Lieben selbst ist es, das Geschichte entfacht. Das altgriechische Wort für Erzählung lautet: Mythos. Das christliche: Evangelium, altgriechisch: euangelion. Zu Deutsch: gute Nachricht. Das Denken der Philosophie der Freiheit, wie dessen Sich-Weiterentwickeln zu einem Organ für Geistesforschung, das ist, eben Gesagtem zufolge, eine Selbstoffenbarung des Denkens, als gute Nachricht, aus absolut gutem Willen. Anders gesagt: aus Liebe zur Handlung.

Mithin, das Denken der Philosophie der Freiheit ist eine mythische Tatsache. Mythische Tatsachen sind Taten des narrativen Denkens des ‹Narren›, der die Philosophie der Freiheit denkt, indem er, seinem Wesen gemäß, diejenigen ideellen Bezüge selber setzt, die Zusammenhang stiftend tätig sind. Wer sich selbst zu konstituieren vermag, der konstatiert dabei das sich selbst setzende Weltgeschehen. Da mir weiter nichts einfällt, enden jetzt diese Einfälle. Der Fall kann endlich zu den Akten. Warum? (Quod non est in actis, non est in mundo – Was nicht in den Akten ist, ist nicht in der Welt.)


Titelbild Keimling, Foto: Majharul Islam von unsplash

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