Die im September herannahende Kälte und Dunkelheit der Natur ist auch in China spürbar, doch ohne seelisches Gegenstück.
Es gibt gar kein echtes Sinnbild für dieses Dunkel oder das durch den Widerstand gegen das Dunkle entzündete innere Licht. In der chinesischen Kultur jedoch – die noch der vorhistorischen Zeit verbunden ist – ist es noch möglich, mit dem Astralischen der Natur zu verkehren, vorwiegend der Fülle und Vollendung des Herbstes, in Fruchtform, in Blätterfarben, zu deren höchstem Sinnbild der Vollmond im Mittherbst zählt. Er wird so fromm und tief verehrt, dass er in Essen, in den Mondkuchen verwandelt wurde, den man isst, um mit ihm eins zu werden. Diese Sehnsucht nach dem Vollkommenen spiegelt sich auf sozialer Ebene als das Zusammensein der Familie. Mit der Hingabe an den mittherbstlichen Vollmond teilt man in China dessen ruhige Weisheit und gnädige Vollkommenheit, denn man weiß bereits, dass man diese Kälte und Dunkelheit noch für viereinhalb Monate aushalten muss, um die Ankunft des nächsten Frühlings, des neuen Lebens zu begrüßen.
Titelbild Chinesische Mondkuchen, cc 2.0