Es war eine kurzfristig beschlossene Initiative. Studierende rund um das Goetheanum trafen sich, um einen künstlerischen Friedensabend zu veranstalten mit Eurythmie, Rezitation, Erzählungen.
Das am Rand des Goetheanum liegende Holzhaus wurde zum Treffpunkt für mehr als 100 Besucherinnen und Besucher. Bevor Gerald Häfner den Abend eröffnete, hörte man ukrainische, weißrussische und russische Sprache. Von dem weiten politischen Blick wurde es ganz persönlich mit dem von dem 13-jährigen Malijow Dmytro vorgetragenen Gedicht ‹Flügel› der ukrainischen Dichterin Lina Kostenko. Rezitationen und Eurythmie holten die osteuropäische Weite in den Raum. Ukrainische, russische und weißrussische Volkslieder entführten in die Weite der slawischen Seele. Die Gemütstiefe, die durch den Raum zog, ließ die Absurdität des Krieges umso deutlicher, ja schreiend spüren. Raphael Kleimann berichtete von dem biodynamischen Projekt Potutory und warf den Blick auf die Geschichte der Ukraine. Sie stehe nicht nur in der Ost-West-Achse in der Mitte, sondern durch die Beziehung und die Ursprünge der nordischen Einwanderer auch in einer Nord-Süd-Achse. Kiewer Rus, das seien die norwegischen ‹Ruderer›, die den Dnjepr flussaufwärts nach Kiew kamen. Er schwärmte von der schwarzen Erde. So war nach der reichen Seele die Fülle des Lebens dieses Landes präsent. Ein Ad-hoc-Chor der Grundständigen Heileurythmie-Ausbildung schloss mit dem Choral ‹Tebe pojom› von Dmitri Bortnjansky. Ein so friedlicher Abend.
Bild Yagor Hulat, Arssjenij Bulat; Lied auf Weißrussisch: ‹Belovzhskajya Puschkcha›, Foto: Wolfgang Held