Die Premiere von ‹Shakespeare’s Night› am 30. August am Goetheanum zeigte, was Theater sein kann: Spaß, ohne auf Bedeutung zu verzichten.
Im Theater stößt die Welt des Scheins auf die des Sinns; es lehrt, dass man sich von der Illusion nicht ablenken lassen soll, will man das Leben in seinen Urgründen verstehen. ‹Shakespeare’s Night› kommt locker daher: Puck setzt sich nicht nur in seinen Türkistönen von den anderen ab; er ist gleich der Unruhe einer Uhr der Spielmacher, jedoch ohne alles im Griff zu haben. Denn zu tun haben er und sein bodenständiges Gegenbild, das zugleich seine Seelenschwester ist, die Amme, mit Persönlichkeiten, die ihr Eigenleben führen. Zu Beginn eurythmisieren ausdrucksstark die Hexen und spricht ein Sprechchor zum Auftritt von Macbeth mit seiner Lady, die morden, weil sie es nicht anders können. Andere ziehen unentwegt übereinander her (Benedikt und Beatrice). Und der König verzeiht, egal was passiert, auch wenn er gerade ermordet werden sollte (hätte nicht ein Tier statt ihm im Bett gelegen). Gestorben, mahnt die Königin, werde auf der Bühne, aber nicht hier, hier werde gefeiert – man könnte auch sagen: gelebt. Nicht hier? Auf der Bühne liegt ein runder Teppich. Oder doch eher eine Spielwiese des Spiels mit dem Spiel.
Andrea Pfaehler und ihr Team haben mit 19 Jugendlichen das Eigenleben von Gestalten aus verschiedenen Stücken Shakespeares, das sie auch in neuen Kontexten beibehalten, mit viel Spielfreude herausgearbeitet (‹Goetheanum› Nr. 35/2019). Nun kann ich mich selbst fragen: Lasse auch ich mich treiben, oder kann ich aussteigen aus Gesetzmäßigkeiten meines Handelns? Erkenne ich durch die Ablenkungen hindurch das Leben?
Bild: Shakespeares Clan, Foto: Laura Pfaehler