Jeder Akt von Unfreundlichkeit macht mich – wie jeden von uns – einsamer. Weil dann die Nähe zum anderen, so kurzfristig, so flüchtig die Begegnung auch sein mag, nicht funktioniert. Die Wärme fehlt, das Spielerische.
Natürlich hat höfliches Benehmen auch einen ‹Hintergedanken›: dass es uns beiden – wer immer der andere sein mag – gut geht. Dass wir den einen gemeinsamen Augenblick, vielleicht den einzigen in unserem Leben, mit Leichtigkeit meistern.
Höflich sein – Freundlichkeit und Höflichkeit sind schwer verwandt – geht anders. Es hat mit Empathie zu tun. Unterwegs kann man sie stündlich trainieren: seine Umgebung spüren, sie wahrnehmen. Empathisch mit der Welt umgehen! Wäre ich Diktator, ich würde den Ausrufesatz als Pflichtfach einführen. Reisende haben es leicht, durch Höflichkeit aufzufallen. Sie befinden sich im Ausnahmezustand und sind hochgestimmt. Sie dürfen die Welt besichtigen. Auch der englische Autor Aldous Huxley hat innig suchen müssen, bis er wusste, was zählt. «Nach all den Jahrzehnten der Suche, nach den vielen spirituellen und psychologischen Wegen, die ich kennengelernt habe, nach all den Meistern, denen ich begegnen durfte, bin ich zu folgendem Schluss gekommen: Die machtvollste und zuträglichste Praxis ist wohl, sich selbst und dem gesamten Universum freundlich zu begegnen.»
Zusammengestellt aus: Andreas Altmann, ‹Freundlichkeit›, in: J. C. Lin, ‹Leben ist Liebe – Ressourcen der Seele›.
Foto: JK von unsplash