Hier darfst du sein!

Die Arbeitsgruppe ‹Schwangerschaft, Geburt, frühe Kindheit› der Medizinischen und Pädagogischen Sektion am Goetheanum rät Erwachsenen, die in diesen Zeiten mit Kindern zu tun haben, sich auf die Grundbedürfnisse von Kindern zu konzentrieren.


Unabhängig von der Pandemie bestehen die kindlichen Bedürfnisse immer und sorgen für eine gesunde Entwicklung. Indem wir erkennen, woran viele Kinder unter der Pandemie leiden, warum einige unter der Pandemie aber aufblühen und gesunden, verstehen wir besser, was unsere Kinder heute vor allem brauchen. Und das müssen wir ihnen geben, damit sie zu gesunden, befähigten, gebildeten und tatkräftigen Menschen heranwachsen können. Die Grundbedürfnisse unserer Kinder nach gesunden und geregelten Lebensabläufen, nach freien Räumen für Spiel, Bewegung, Exploration und Erforschung sowie sicherer familiärer Bindung, welche Geborgenheit, liebevolles Interesse und Anerkennung schenkt, geraten immer weiter aus dem Blick. Nicht nur die Pandemie, auch die Zunahme von Allergien und Übergewicht sowie Lern- und Verhaltensstörungen sind auf eine zunehmend unnatürliche, einengende Lebensumgebung zurückzuführen, in der viele Kinder aufwachsen. Luftverschmutzung, Bewegungsmangel, Verstädterung, Reizüberflutung und Bildschirmmedien setzen den Kindern zu. Die Zunahme von seelischen und psychosomatischen Störungen unter der Pandemie ist allerdings nachgewiesen. Was brauchen Kinder und ihre Familien jetzt? Ein Kind braucht die Gewissheit, dass seine Bedürfnisse Platz im Leben haben – räumlich und zeitlich. Es braucht Positivität, Bejahung, Anerkennung, Freude und Zuversicht. Es braucht das Miterleben der anderen, braucht schenkende und empfangende Aufmerksamkeit füreinander. Es braucht Humor und Leichtigkeit, Bewegung, grüne Umgebung und Luft zum Atmen, Rhythmus und Verlässlichkeit, gesundes Essen und ungestörten Schlaf. Es braucht bei widrigen äußeren Umständen, die ein hohes Maß an Anpassungsfähigkeit erfordern, umso mehr Lebensmomente, in denen es spürt: «Hier bin ich Mensch, hier darf ich sein, hier bin ich sicher.» Das heißt konkret, dass es gilt, Kindern verlässliche und unbeschwerte Entwicklungsräume zu geben. Vertrauen und Kraft durch Wiederholungen und Rhythmus zu stärken. Ängste wahrzunehmen und zu überwinden. Singen und tanzen. Mehr Umarmungen, Wärme und Nähe verschenken. Händewaschen als ein schönes Ritual und nicht als Beseitigung von Gefahren zu pflegen. Gemeinsam Sinnvolles zu tun: kochen, backen, putzen, aufräumen. Die Kraft der Natur neu entdecken.


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Foto: Sofia Lismont

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