• Empedokles war es, der die Elemente zuerst als Vier-Einheit und in dieser das Ganze der Natur fasste. Seither bilden die Elemente das Feld, worin sich Natur und Geschichte charakteristisch überschneiden und kreuzen.
• Die antike Philosophie löst die Elementenlehre aus dem Mythos. Dies bildet den Kern der ersten wissenschaftlichen Aufklärung, wie sie bei Empedokles eingeleitet wird und ihren Höhepunkt bei Platon und Aristoteles findet. […] Keine andere naturwissenschaftliche Theorie hat eine so lange Geltungsdauer gehabt.
• Feuer, Wasser, Erde und Luft gab und gibt es immer; und bis heute ist keine Kultur denkbar, die ohne tiefenstrukturell symbolische, alltagspraktische und technisch-wissenschaftliche Bezüge auf die Elemente auskommt.
• In den Elementen wurde die Macht der Natur am nachdrücklichsten erfahren, und in den Elementen wurde die Macht des Menschen über die Natur am deutlichsten etabliert.
• Nach Humboldt ist zwar nicht die Geschichte der Elemente zu Ende, wohl aber ist diese Spannung zwischen kultureller Konstruktion und naturgeschichtlichem Rahmen unhintergehbar geworden.
• Die Vermutung liegt nahe, dass die Ausgrenzung der Elementenlehre aus den Naturwissenschaften keineswegs nur rationale Gründe hatte, sondern auf Verdrängungen beruht, welche zur Mitursache der Umweltkrise wurden. Das Vergessen der Elemente heftete sich an die Fersen des technischen Fortschritts; in der Umweltkrise gerät dieser ins Stolpern.
• Dass die Elemente den Menschen ‹charakterisieren›, bringt ein heute fremdes Verständnis zum Ausdruck, wonach der Mensch im Durchzug der Elemente lebt.
Aus: Gernot und Hartmut Böhme, Feuer, Wasser, Erde, Luft – Eine Kulturgeschichte der Elemente, München 1996.