Auf drei Ebenen befragen die Verantwortlichen das neue Medium: technisch, künstlerisch-inhaltlich und spirituell. Dabei taucht der Begriff eines ‹digitalen Goetheanum› auf, den manche als Topos für die weitere Planung im Blick haben, während andere darin eine Verkehrung des Namens sehen.
Dahinter steht die Frage, was aus einer Idee wird, wenn sie in einer bestimmten Wirklichkeit, mit einer bestimmten Projektionsfläche erscheint und diese Wirklichkeit naturgemäß immer nur ein Teil des Urbildes abbilden kann. So ist die Anthroposophie größer, tiefer und höher, als was in den Büchern über sie zu fassen ist, und doch gibt es neben der ‹Anthroposophie gedruckt› auch eine ‹gedruckte Anthroposophie›, weil dieses Schwarz auf Weiß zu ihrem Schicksal, zu ihrem Entwicklungsraum gehört – aus Lesekreisen wurden Gründungsinitiativen von Waldorfschulen, und aus diesen Gemeinschaftsbanken, Therapeutika und Ausbildungstätten. Die so gedruckte Anthroposophie zu einer Anthroposophie gedruckt zu befreien, gehört zur anthroposophischen Arbeit der letzten 30 Jahre. Und vielleicht ist diese Arbeit abgeschlossen, wenn in fünf Jahren die Gesamtausgabe tatsächlich vollständig vorliegt. Jetzt dringt die Anthroposophie in ein neues Wirklichkeitsfeld und auch hier sind Schicksal und Möglichkeit zwei Seiten einer Medaille. So bleibt zu wünschen, dass dieses digitale Wirklichkeitsfeld, diese virtuelle Kunst mit dem gleichen Mut, mit dem gleichen Fleiß ergriffen wird wie die schwarze Kunst in den ersten hundert Jahren der Anthroposophie.
Bild: Aus der Generalversammlung 2020. Foto: Xue Li