Was meine ich mit Krise

Krise ist eine plötzlich aufkommende Lage, die das gewohnte Leben infrage stellt, ja, es bedroht und die sich mit vertrauten Strategien und Mitteln nicht bewältigen lässt.


Anders als im Notfall, kann man sich jedoch aus einer Krise selbst befreien, sofern man bereit ist, sich zu ändern. Der Notfall stürmt ins Haus, die Krise klopft an. Der Notfall ist männlich, die Krise weiblich. Man kann sie überhören, dann wächst sie zum Notfall, man kann sie ergreifen, dann wird sie zum Freund – ein Freund, der aufruft, im Denken, Fühlen und Handeln sich zu verwandeln, neu zu erfinden. Krise ist ein offener Begriff, sodass sie unterschiedlich erfahren und bewertet wird. In einer Krise entwickelt man sich gesteigert, wie sonst nur, wenn man verliebt ist. «Ich bedarf einer Krisis – die Natur bereitet eine Zerstörung, um neu zu gebären», schreibt Friedrich Schiller am 24. April 1786 an Gottfried Körner. Krise entstammt dem altgriechischen Verb krínein, was ‹trennen›, ‹(unter-)scheiden› bedeutet. Die Krise fordert einen Wendepunkt. In einem Schock wird man aufmerksam auf die Krisenlage. Die neue Wirklichkeit sickert ins Bewusstsein und erzeugt Angst vor Kontrollverlust. Schließlich beginnt man, die Lage zu akzeptieren und zu ergreifen. Die letzte Phase, die Krise zu bewältigen, bedeutet, sich neu auszurichten und in der Krise einen Sinn erkennen oder vielmehr ihr einen Sinn verleihen zu können.


Grafik: Sofia Lismont

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