Vielen Dichtern der Moderne ist Hölderlin ein Leitstern. Ingo Bergmann inspiriert er noch heute.
Die Entdeckung und Wiederentdeckung seiner späten Hymnen am Anfang des letzten Jahrhunderts gab einen Anstoß. Ingo Bergmann (Bodensee), Lyriker, Romanautor und Waldorflehrer, hat im vergangenen Jahr den Hölderlin-Zyklus ‹Erkundungen› abgeschlossen. Bergmann ist von Wörtern und Versen ausgegangen, aus denen seine 17 Gedichte und Variationen entstanden. Die Ausgangsfragmente hat er in Briefen und in der von Günter Mieth 1989 herausgegebenen Werkausgabe aufgestöbert, in der Abteilung ‹Pläne und Bruchstücke› aus dem Nachlass Hölderlins. Ein besonderes Abenteuer in der Rezeption sind die verschiedenen Editionen der von mehreren Handschriften überlagerten Fassungen, die mehrere Variationen und Lesarten zulassen. Bergmann macht das kreativ.
Seit ihn der Poeten-Kollege Reinhart Moritzen (Hamburg) mit «Könntest du dir eventuell eine filmische Umsetzung dieser Gedichte vorstellen?» anstieß, treiben Bergmann Ideen zu einer filmisch-musikalischen Umsetzung um; bestenfalls in Zusammenarbeit mit einer Filmerin oder einem Filmer. Aus den liegen gebliebenen und aufgelesenen Bruchstücken Hölderlins ist ein Gedichtzyklus geschrieben worden, was zur weiteren Vorlage einer poetischen Bild-Ton-Komposition auswachsen könnte. Bergmann inspiriert dabei das Bild Hölderlins, der scheinbar häufig am Klavier saß, improvisierte und stundenlang einfachste Tonfolgen wiederholen konnte.
Zu den Lesern Hölderlins gehörte auch Paul Celan. Auf seinem Schreibtisch in Paris blieb nach seinem Freitod eine Hölderlin-Biografie offen aufgeschlagen liegen. Die Dokumentationsausstellung ‹Hölderlin, Celan und die Sprachen der Poesie› im Literaturmuseum der Moderne in Marbach dauert noch bis 1. August 2021.
Bild: Karim Manjra, unsplash