Vor einigen Monaten berichteten wir bereits über Rainer Schnurres Vorhaben, einen No-Budget-Spielfilm über die Idee der Dreigliederung des sozialen Organismus zu drehen. Mittlerweile ist ein Film entstanden, aber anders als erwartet. Die Geschichte erzählt von einem alten Mann in Berlin, der durch das Beschreiben von Bürgersteigen und Häuserwänden die Aufmerksamkeit junger Menschen auf sich zieht. Sie kommen ins Gespräch miteinander und fragen nach: «Was meinst du mit ‹Freiheit im Geistesleben›?» Ein Film, der vom Dialog lebt.
In Kürze wird Ihr Film ‹Von vor dem Sturm› nun erscheinen. Wie wird er der Öffentlichkeit übergeben und was erhoffen Sie sich davon?
Der Film wird auf drei DVDs mit einem Begleittext erscheinen. Dabei erhoffe ich mir, dass er zu einer Gesprächseröffnung führt. Ich weiß, dass die Länge eine Zumutung ist, da man auch noch aktiv mitdenken muss. Wer die Menschen liebt, wird sich die Zeit nehmen. Wenn nicht, wird der Film eben unerkannt versinken. Es wird noch eine Kurzfassung für das Bekanntwerden der Dreigliederung im Internet entstehen. Dafür suche ich Menschen, die sich für sie einsetzen. Sonst würde sie in der heutigen Flut von Videos untergehen.
Sie setzen sich mit Ihrer ganzen Kraft für die Idee der Dreigliederung des sozialen Organismus ein. Wie kamen Sie dazu?
Mich interessiert der Mensch und die Zusammenarbeit mit ihm. Die ‹Kernpunkte der sozialen Frage› stellen klar, dass die Entdeckung Rudolf Steiners der notwendige Schritt zur Umgestaltung der gesellschaftlichen Verhältnisse, weltweit, ist. Dann stieß ich auf seinen Satz (GA 24/S. 124): «Die Idee von der Dreigliederung ist eben eine solche, der man ganz dienen muss, wenn man ihr überhaupt dienen will.» Der Film ist eine zarte Antwort.
Wo kann man als junger Mensch die Dreigliederungsidee heute anpacken?
Wir Alten verstehen etwas, aber wir machen es nicht. Die Jugend will machen, aber versteht es nicht. Für die Jugend ist ein ‹lebendiges Empfinden› notwendig, dass die Dreigliederung die sozialen Verhältnisse gesunden kann. Der Film will diese lebendige Empfindung hervorrufen. Nur was bis in die Empfindung und das Gefühl sickert, entzündet den Willen. Der Wille zu gesellschaftlicher Veränderung, der ist ja längst da. Die drei Teile eignen sich auch gut zu seminaristischer Arbeit: Teil 1 ansehen, dann ins Gespräch kommen. Teil 2 ansehen, wieder ins Gespräch kommen u. s. w. – Ich hoffe auch, dass Menschen mich einladen, sodass wir diese Gesprächsarbeit gemeinsam entwickeln können, bis sie ein Selbstläufer wird.
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Bild: Aus dem Film ‹Von vor dem Sturm›