Wenn das Soziale über dem Produkt steht

Wer bis in das kleine Industriegebiet von Méjannes-lès-Alès im Departement Gard (Frankreich) vordringt, findet die großen modernen Holzhallen eines der französischen Juwelen des biologischen Gewürz- und Kräutersektors.


Jedes Jahr bereiten und verpacken dort die 110 Mitarbeitenden von Arcadie mehr als 6 Millionen Gewürz- und Kräuter-Fläschchen sowie 1,8 Millionen Kräuterteebeutel für den französischen Markt unter den Brandings Cook und L’Herbier de France, für einen Gesamtumsatz von 21 Millionen Euro. Mit seinen biologischen Produkten zeichnet sich Arcadie durch sein Streben nach Qualität aus. Doch «mehr noch als das Produkt steht die soziale Dimension im Mittelpunkt unseres Interesses», erklärt Matthieu Brunet, Vorstandsmitglied von Arcadie und Leiter des Personals. «Vor etwa 15 Jahren gab es in Frankreich fast keine Produktion von Heilpflanzen. Es handelt sich um eine sehr manuelle traditionelle Landwirtschaft, die viel Sorgfalt erfordert. Es war nicht mehr rentabel. Indem wir einen Absatzmarkt garantierten und nach technischen Lösungen mit den Produzierenden suchten, konnten wir diesen Trend umkehren. Insbesondere für Thymian und Rosmarin. Es handelt sich um einen fairen Nord-Nord-Handel, der die echten Kosten berücksichtigt.» Auch die persönlichen Beziehungen zu Produzierenden in anderen Ländern und ein intensiver Dialog über Produktionstechniken und die sich ständig weiterentwickelnden Qualitätsstandards sind von grundlegender Bedeutung: Während Frankreich derzeit 15 Prozent der Rohstofflieferungen von Arcadie ausmacht, liefert Madagaskar 25 Prozent und die Türkei 10 Prozent.

Obwohl das Unternehmen stark mit der biodynamischen Herangehensweise verbunden ist, haben nur etwa 10 der 250 Produkte von Arcadie das Demeter-Label. Wieder einmal geht es darum, nach Lösungen zu suchen. Zum Beispiel sollten die 10 Hektar der Versuchsfarm des Unternehmens auf Biodynamik umgestellt werden, einschließlich der Forschung über Kompost. Damit diese Sozialforschung in die eigentliche Identität des Unternehmens eindringen kann, wurde das klassische hierarchische Managementsystem durch Holokratie ersetzt. Das ermöglicht eine dynamische Verteilung der Verantwortlichkeiten und die Vermeidung von Machtverhältnissen. Darüber hinaus wird das Eigentum des Unternehmens der mitbegründeten Bio-Perennis-Stiftung anvertraut, die sicherstellen sollte, dass sich das Unternehmen langfristig seinen sozialen und ökologischen Zielen widmen kann.


Bild: William Marotte, Pflücker von wilden Holunderblüten. © Arcadie

Print Friendly, PDF & Email

Letzte Kommentare