‹Reichsbürger› und andere rechte Gruppierungen haben die Berliner Großdemonstration gegen die Corona-Maßnahmen am 29. August 2020 für ihre Zwecke zu nutzen versucht – und dafür viel Raum in den Medien bekommen, die der Corona-Protestbewegung insgesamt eine Verbindung nach Rechtsaußen unterstellen. An Bekenntnissen zur Spiritualität, die in der Protestbewegung immer wieder geäußert werden, stoßen sich einige Kommentatoren besonders und behaupten dabei eine genuine Verbindung von ‹Esoterik› und rechten Ideologien – ausdrücklich auch für die Anthroposophie. Die schärfste Polemik formulierte Annika Brockschmidt unter der Überschrift ‹Sind das jetzt alles Nazis?› am 1. September 2020 in Zeit online. Peter Selg widerspricht in einem Offenen Brief an Redaktionsleitung und Herausgeber der ‹Zeit›.
Die Autorin behauptet, ein rassistischer Gedankenkern durchziehe das anthroposophische Werk Rudolf Steiners. Bis zum Verbot der Anthroposophischen Gesellschaft im November 1935 seien die Anthroposophen mit den Nationalsozialisten in eine „gemeinsame Sache“ vereint gewesen und hätten die Weimarer Republik, die Demokratie, den Pluralismus und den Parlamentarismus abgelehnt. Diese Behauptungen sind unzutreffend, ja vollkommen abwegig. Sie zeugen von einer eklatanten Unkenntnis der Anthroposophie sowie der historisch-wissenschaftlichen Literatur zu diesen Themenkomplexen.[1]
Annika Brockschmidt unterstellt Anthroposophen eine geringe Aufarbeitungsbereitschaft dieser Zusammenhänge, ja ein „radikal ahistorisches“ Denken, offensichtlich ohne die diesbezüglichen historischen Studien, die in nicht geringer Zahl vorliegen, je zur Kenntnis genommen zu haben. Diese Arbeiten weisen im Detail nach, wie intensiv sich Steiner nach 1918 über sieben Jahre, bis zu seinem Tod 1925, für den Aufbau einer freiheitlichen und pluralistischen parlamentarischen Demokratie und gegen jedes nationalistische, rassistische, antisemitische und ‹eugenische› Denken ausgesprochen hat – und wie sehr er deswegen im Visier rechter Kräfte und Gruppierungen war, massiv bedroht und angegriffen wurde[2] («Das ist ja etwas Furchtbares, wie heute die Menschen hineinstreben in Rasse und Völker und wie sie allen Kosmopolitismus im Grunde begraben wollen», sagte Steiner noch in einem seiner letzten Vorträge, am 18.9.1924).[3]
Richtig ist, dass Rudolf Steiner den Erfolg einer parlamentarischen Demokratie 1918 bis 1925 von einer grundlegenden Gesellschaftsreform abhängig sah, von einer Entflechtung der Einflussgrößen von Politik, Ökonomie und geistig-kulturellem Leben, und dafür konzeptionelle Vorschläge machte (‹soziale Dreigliederung›), die bis heute keinesfalls nur Anthroposophen innovativ und interessant erscheinen.[4] Er teilte insofern nicht die parlamentarische und juristische Euphorie des Jahres 1919, die an eine erfolgreiche Demokratisierung im Schnellverfahren glaubte, sondern plädierte für eine Aufarbeitung grundlegender sozialer und gesellschaftlicher Probleme; der rasche Zusammenbruch der eilig nach den Ideen Woodrow Wilsons errichteten Nachkriegsdemokratien, den die moderne historische Forschung im Einzelnen beschreibt, und der verhängnisvolle Rechtsruck in vielen Staaten, die Rückkehr zu autoritären und am Ende totalitären Systemen[5], geben Steiners Problemanalysen aus heutiger Sicht recht. Ihn wegen seiner frühen, kritischen und weitsichtigen Einschätzung ins Lager der rechten, nationalistischen und völkischen Gegner der Weimarer Republik einzuordnen, die ihn nachweislich bekämpften[6], ist grotesk.
Wenn man der von Brockschmidt reklamierten fehlenden Bereitschaft zur geschichtlichen Aufarbeitung und dem ‹radikal ahistorischen Denken› nicht selbst zum Opfer fällt, stellt man fest, dass Rudolf Steiner nicht nur einen überaus klaren Blick für die prekäre gesellschaftlich-politische Situation nach dem Ersten Weltkrieg hatte, sondern mit den von ihm impulsierten Freien Waldorfschulen, einer geisteswissenschaftlich erweiterten Medizin und einer Initiative zur sozialen Dreigliederung exemplarische Zukunftsmodelle entwickelte und auf den Weg brachte. Historische und ideengeschichtliche Analysen zeigen in allen Einzelheiten, inwiefern diese zivilgesellschaftlichen Modelle eine reale Antwort auf die Zeitsituation und die kommenden totalitären Gefährdungen waren; sie spielten diesen in keiner Weise in die Hände, wie Brockschmidt evoziert (‹gemeinsame Sache›), sondern wurden in klarer Konfrontation mit konkreten Gefährdungen in der Pädagogik, der Medizin und der Gesellschaft ausgearbeitet und mit hohem Einsatz und Mut begonnen.[7] «Die Politik, die politische Tätigkeit von jetzt wird sich dadurch äußern, dass sie den Menschen schablonenhaft behandeln wird, dass sie viel weitergehend als jemals versuchen wird, den Menschen in Schablonen einzuspannen. Man wird den Menschen behandeln wie einen Gegenstand, der an Drähten gezogen werden muss, und wird sich einbilden, dass das einen denkbar größten Fortschritt bedeutet», sagte Steiner vor Eröffnung der Waldorfschule zum Lehrerkollegium.[8] Und: «Diese Schule wird, sobald sie einmal so dasteht, jeden Ruck nach links aushalten, nicht aber einen entschiedenen Ruck nach rechts.»[9]
Angesichts des geringen Kenntnisstandes der Autorin scheint es wenig sinnvoll, in die Diskussion weiterer geschichtlicher Aspekte ihres Artikels einzutreten. So ist in der Sekundärliteratur längst umfangreich nachgewiesen worden, dass die anthroposophische Geisteswissenschaft nicht auf Helena Petrovna Blavatsky basiert, auch nicht auf theosophischen «Wurzelrassenlehren», von denen sich Steiner mit zunehmender Schärfe distanzierte. Die Ergebnisse einer niederländischen Fachkommission unter Leitung des Menschenrechtsexperten Ted A. van Baarda, die Ende der 1990er-Jahre das Werk Steiners untersuchte und den Rassismusvorwurf gegen Steiner und die Anthroposophie am Ende eindeutig verwarf, kennt Brockschmidt offensichtlich nicht.[10] Dem Kommissionsbericht zufolge finden sich im Werk Rudolf Steiners mit 89 000 Druckseiten sechzehn Zitate, die, für sich genommen und aus heutiger Sicht, als diskriminierend bezeichnet werden müssen. Ein ‹Rassismus› oder auch nur eine systematische Rassenlehre sei bei Steiner, so der Kommissionsbericht, nicht aufzufinden, «noch kommen Aussagen vor, die in der Absicht getroffen wurden, Menschen oder Personengruppen wegen ihrer Rassenzugehörigkeit zu beleidigen und die deshalb als rassistisch angesehen werden können»[11]. In der Zusammenfassung des Schlussberichtes heißt es weiter: «Anthroposophie und Sozialdarwinismus widersprechen sich. Unterstellungen, Rassismus wäre der Anthroposophie inhärent oder Steiner wäre in konzeptioneller Hinsicht ein Wegbereiter des Holocaust, haben sich als kategorisch unrichtig erwiesen. Die Kommission kommt zu der festen Überzeugung, dass Rudolf Steiner im Vergleich zu anderen Vorkriegsautoren und Autoren des 19. und 20. Jahrhunderts (etwa Hegel oder Albert Schweitzer) das Opfer selektiver Entrüstung geworden ist.»[12]
Auch die Behauptung der Autorin, die Anthroposophen seien «zutiefst wissenschaftsfeindlich» und würden jegliche empirische Überprüfung ihrer Arbeitsergebnisse ablehnen – und dies, weil sie den «göttlichen Eingebungen» Steiners folgten – geht, zurückhaltend und vornehm formuliert, an der Wirklichkeit vorbei. Selbst ein nur oberflächlicher Blick auf das, was in dieser Hinsicht in den letzten Jahren und Jahrzehnten im universitären Rahmen von Menschen geleistet wurde, die der anthroposophischen Geisteswissenschaft und ihrem methodischen Ansatz eine wichtige Qualität zubilligen[13], hätte Brockschmidt eines anderen und Besseren belehren müssen. Ihr Artikel beruht jedoch auf den gesammelten Anthroposophie-Vorurteilen und aggressiven Diffamierungen durch die sogenannte ‹Skeptiker›-Bewegung[14] sowie auf methodisch fragwürdigen Arbeiten von selbsternannten ‹Esoterik- Sektenforschern› wie Helmut Zander und Peter Staudenmeier.[15] Die Aussagen des Artikels sind nicht nur historisch unhaltbar und wahrheitswidrig, sondern verleumdend und in bewusster Weise diskriminierend – auch gegenüber all denjenigen, die Brockschmidt, in der Gegenwart des Jahres 2020 angekommen, als «anthroposophische Hausfrauen» disqualifiziert und denen sie, in klischeehafter Form, ein ‹Zurück zur Natur› in «gefühligem» Wohlsein und in völliger politischer Ignoranz attestiert.
Es fällt schwer zu glauben, dass hier jemand für die Überwindung jenes ‹Schwarz-Weiß-Denkens› eintreten wollte, das der Artikel den ‹Anthroposophen› und ‹esoterischen Hippies› unterstellt und in greller Weise selbst praktiziert. Der Beitrag wurde von einer Autorin geschrieben, die offensichtlich weder die Anthroposophie Rudolf Steiners noch die weltweit tätigen anthroposophischen Initiativen wirklich kennt, die sich – in Pädagogik und Heilpädagogik, in Medizin und Gesellschaft, Flüchtlingshilfe und Traumatherapie – für humanistische Anliegen einsetzen, und das Ich, die Würde und das Lebensrecht eines jeden Menschen gegenüber allen nationalistischen, ethnischen, konfessionellen oder gar rassistischen Vorurteilen verteidigen. Dass die UNESCO 1994 dem Seminar für Waldorfpädagogik in Südafrika nach dem Ende des Apartheidregimes bescheinigte, «besonders zur Heilung und zum Wiederaufbau nach dem rassistischen Erbe beizutragen», wird Brockschmidt ebenso wenig bekannt sein wie vieles andere auf diesem Feld. Im Bericht der UNESCO stand: «Das Apartheidsystem Südafrikas war sehr erfolgreich im realen Auseinanderhalten der verschiedenen Gemeinschaften. Das Novalis-Institut [für Waldorfpädagogik] war sehr erfolgreich im realen Zusammenbringen dieser Gemeinschaften und im Aufbau einer neuen Realität und eines neuen Bewusstseins. […] Es war bahnbrechend für eine neue und integrierte Gemeinschaft und legte für sie ein Fundament.»[16] Anthroposophen hätten, so Frau Brockschmidt, von Steiner herkommend, keine ‹Berührungsängste› mit der ‹radikalen Rechten›, ja, sie würden sogar zum ‹Brückenschluss› mit ihnen bereit sein. Diese ungeheuerliche Behauptung lässt sich weder durch das Werk und Leben Steiners begründen, der von Hitler bereits im März 1921 im ‹Völkischen Beobachter› überaus aggressiv angegangen wurde (in Hitlers Artikel ‹Staatsmänner oder Nationalverbrecher?›[17]), noch mit dem – historisch gut aufgearbeiteten – Verhalten der Anthroposophen in der Zeit des Nationalsozialismus. Die Anthroposophen waren vor und nach dem 30.1.1933 keinesfalls alle heroische Widerstandskämpfer, aber sie waren Teil einer oppositionellen, verbotenen und hart bedrängten Gruppe, deren Beteiligung an NS-Organisationen und -Institutionen prozentual weit unter dem deutschen Durchschnitt lag. Noch im Bericht von Himmlers Reichssicherheitshauptamt (RSHA) von 1941 (‹Die Anthroposophie und ihre Zweckverbände›) steht, dass eine jede Verbindung von anthroposophischen Gedankengängen und «germanisch-völkischer Weltanschauung» vollkommen unmöglich sei, dass die Anthroposophie «letzten Endes zur Zersetzung der nationalsozialistischen Weltanschauung» führe, dass sich die Anthroposophen zum Selbstschutz «ganz bewusst den Schein des Harmlosen» zugelegt hätten und im Dritten Reich fehl am Platze seien: «[Es] kann nicht angezweifelt werden, dass der Anhänger der Anthroposophie zwangsläufig zum Gegner des Nationalsozialismus werden muss, zum mindesten aber dem Nationalsozialismus fremd bleiben wird.»[18] Man könnte hier mancherlei ausführen über Menschen, die – von Rudolf Steiners humanistischem Menschenbild und seiner Freiheitsauffassung inspiriert – in dieser Weise bis 1945 unter Einsatz ihrer ganzen Existenz tätig waren, beginnend mit Traute Lafrenz-Page, der letzten Überlebenden der Kerngruppe der ‹Weißen Rose›, die Steiners ‹Philosophie der Freiheit› und die Haltung ihrer berühmten Lehrerin, der Anthroposophin Erna Stahl von der Hamburger Lichtwarkschule, mit sich trug, der Schule von Helmut und Loki Schmidt.[19] Man könnte auch mancherlei darüber berichten, wie sich Menschen mit anthroposophischem Hintergrund und anthroposophischen Idealen für den Aufbau der demokratischen Bundesrepublik nach 1945 und für eine freiheitliche Zivilgesellschaft engagierten, von Michael Ende bis Otto Schily – oder darüber, dass auch der Katholik, Sozialkritiker und Nobelpreisträger Heinrich Böll hohe Achtung vor dem humanistischen, medizinischen, pädagogischen und sozialen Werk Rudolf Steiners hatte.[20] Was berechtigt Annika Brockschmidt zu der absurden Behauptung, Anthroposophen seien als Teil der «modernen Esoteriker» in toto zum «Brückenschluss» mit dem Rechtsradikalismus bereit? Politisch verirrte Seelen gibt und gab es in allen gesellschaftlichen und weltanschaulichen Gruppierungen, auch unter Anthroposophen – aber nichts weist darauf hin, dass Menschen, die sich mit der Geisteswissenschaft Rudolf Steiners beschäftigen, in besonderer Weise zum rechten Rand des politischen Spektrums tendieren würden. Wie kann man so etwas kollektiv postulieren und den Sachverhalt, dass rechtsradikale Kräfte versucht haben, die Berliner Großdemonstration zu instrumentalisieren, nun medial weiter ausbauen und den «Esoterikern» und «Anthroposophen» in die Schuhe schieben? Das Goetheanum hat vor Kurzem eine vielperspektivische Analyse in deutscher und englischer Sprache zu gesundheitlichen, gesellschaftlich-kulturellen und ökologischen Aspekten der Corona-Krise publiziert, die von einem ganz anderen Problembewusstsein für die Gegenwart zeugt, als die Autorin die ‹Zeit›-Leser glauben machen will.[21] Indem Brockschmidt beansprucht, aus dem Stegreif die gesamte «moderne Esoterik», die gesamte Anthroposophie und die Anthroposophen als Gruppe beurteilen zu können, sie in ein schiefes Licht stellt und ihnen eine Nähe zu rechtsradikalen, rassistischen und antisemitischen Kräften unterschiebt[22], bewegt sie sich selbst auf dem Feld der Diskriminierung und des Extremismus.
Die ‹Zeit› hat dies am 1. September 2020 online verbreitet. Aus welchem Grund, so muss man fragen, lässt sich die ‹Zeit› auf ein derart niedriges Niveau herab und publiziert den so dürftigen und problematischen Artikel einer freien Mitarbeiterin, ohne der journalistischen Sorgfaltspflicht, die darin geäußerten Fakten gründlich zu überprüfen, auch nur ansatzweise Genüge zu tun?
[1] Vgl. u. a. Christoph Lindenberg, ‹Rudolf Steiner›. Reinbek bei Hamburg 1992; ‹Rudolf Steiner. Eine Biographie. Zwei Bände›. Stuttgart 1997; Uwe Werner, ‹Anthroposophen in der Zeit des Nationalsozialismus (1933–1945)›. München 1999; Lorenzo Ravagli, ‹Unter Hammer und Hakenkreuz. Der völkisch-nationalistische Kampf gegen die Anthroposophie›. Stuttgart 2004; Peter Selg, ‹Rudolf Steiner. 1861–1925. Lebens- und Werkgeschichte›. Band 5: 1919–1922, S. 1269–1577; ders., ‹Rudolf Steiner, die Anthroposophie und der Rassismus-Vorwurf›. Arlesheim 2020.
[2] Peter Selg, ‹Rudolf Steiner, die Anthroposophie und der Rassismus-Vorwurf›. Arlesheim 2020, S. 74 ff.
[3] Rudolf Steiner, ‹Vorträge und Kurse über christlich-religiöses Wirken, V. Apokalypse und Priesterwirken›. GA 346. Dornach 22001, S. 206.
[4] Vgl. Albert Schmelzer, ‹Die Dreigliederungs-Bewegung 1919. Rudolf Steiners Einsatz für den Selbstverwaltungsimpuls›. Stuttgart 1991 (Dissertation Ruhr-Universität Bochum).
[5] Vgl. u. a. Mark Mazower, ‹Der dunkle Kontinent. Europa im 20. Jahrhundert›. Berlin 2000.
[6] Vgl. u. a. Peter Selg, ‹Rudolf Steiner, die Anthroposophie und der Rassismus-Vorwurf›. Arlesheim 2020, S. 74 ff.
[7] Zum zeitgeschichtlichen Kontext der 1919 begonnenen Waldorfpädagogik vgl. u. a. Volker Frielingsdorf, ‹Geschichte der Waldorfpädagogik. Von ihrem Ursprung bis zur Gegenwart›. Weinheim 2019; zum gesellschaftspolitischen und wissenschaftlichen Kontext der Anthroposophischen Medizin vgl. Peter Selg, Vorgeschichte, Intention, Verlauf und Folgen. In: Peter Selg und Peter Barna (Hg.), ‹Vorgeschichte, Intention und Komposition. Materialien zum ersten Ärztekurs Rudolf Steiners 1920›. Dornach 2020, S. 303–370.
[8] Rudolf Steiner, ‹Allgemeine Menschenkunde als Grundlage der Pädagogik›. GA 293. Dornach 91992, S. 332. Zum Weg der Freien Waldorfschulen im Nationalsozialismus (bis zu ihrem Verbot) vgl. u. a. Volker Frielingsdorf, ‹Geschichte der Waldorfpädagogik. Von ihrem Ursprung bis zur Gegenwart›. Weinheim 2019, S. 153–202, und Peter Selg, ‹Erzwungene Schließung›. Arlesheim 2020.
[9] Zit. n. Herbert Hahn, ‹Der Weg, der mich führte. Lebenserinnerungen›. Stuttgart 1969, S. 665.
[10] Vgl. Ted A. van Baarda (Hg.): ‹Anthroposophie und die Rassismus-Vorwürfe. Der Bericht der Niederländischen Untersuchungskommission ‹Anthroposophie und die Frage der Rassen››. Frankfurt a. M., 5. Aufl. 2009.
[11] Ebd., S. 347.
[12] Ebd., S. 352.
[13] Vgl. u. a. die Übersicht in Peter Heusser, ‹Anthroposophie und Wissenschaft›. Dornach 2016, sowie Peter Heusser und Johannes Weinzirl (Hg.), ‹Rudolf Steiner. Seine Bedeutung für Wissenschaft und Leben heute›. Stuttgart 2014.
[14] Vgl. hierzu die exemplarische ‹Skeptiker›-Broschüre von André Sebastiani, ‹Anthroposophie. Eine kurze Kritik›. Aschaffenburg 2019; zur ‹Skeptiker›-Bewegung, ihren Positionen und Hintergründen s. Georg Soldner, Das Skeptiker-Syndrom. Interview mit Ronald Richter. In: ‹info3›, Dezember 2019.
[15] Vgl. hierzu u. a. Lorenzo Ravagli, ‹Zanders Erzählungen. Eine kritische Analyse des Werkes ‹Anthroposophie in Deutschland››. Berlin 2007 und Rahel Uhlenhoff (Hg.), ‹Anthroposophie in Geschichte und Gegenwart›. Berlin 2011; zur exemplarischen Korrektur von Behauptungen Staudenmaiers zur angeblichen Zusammenarbeit vieler Anthroposophen mit Nationalsozialisten und zum Umgang Staudenmeiers mit historischen Quellen, vgl. Peter Selg, ‹Rudolf Steiner, die Anthroposophie und der Rassismus-Vorwurf›. Arlesheim 2020, S. 157 ff.
[16]‹Tolerance: the threshold of peace. A teaching/learning guide for education for peace, human right and democracy›. UNESCO 1994, zit. n. Stefan Leber (Hg.), ‹Anthroposophie und Waldorfpädagogik in den Kulturen der Welt›. Stuttgart 1997, S. 229 f.
[17] Zu diesem Artikel und seinem Kontext vgl. Lorenzo Ravagli, ‹Unter Hammer und Hakenkreuz. Der völkisch-nationalistische Kampf gegen die Anthroposophie›. Stuttgart 2004, S. 122 ff., und Peter Selg, ‹Rudolf Steiner, die Anthroposophie und der Rassismus-Vorwurf›. Arlesheim 2020, S. 74 ff.
[18]‹Die Anthroposophie und ihre Zweckverbände. Bericht unter Verwendung von Ergebnissen der Aktion gegen Geheimlehren und sogenannte Geheimwissenschaften vom 5. Juni 1941›. Reichssicherheitshauptamt (RSHA) Berlin 1941. Faksimile-Publikation in Arfst Wagner (Hg.), ‹Dokumente und Briefe zur Geschichte der Anthroposophischen Bewegung und Gesellschaft in der Zeit des Nationalsozialismus›. 5. Band, Rendsburg 1993, S. 56.
[19] Vgl. Peter Norman Waage, ‹Es lebe die Freiheit! Traute Lafrenz und die Weiße Rose›. Stuttgart 2012.
[20] Vgl. hierzu Peter Selg, ‹‹Daheim in der Güte›. Erinnerung an Heinrich Böll›. Arlesheim 2018.
[21] Vgl. Ueli Hurter und Justus Wittich (Hg.), ‹Perspektiven und Initiativen zur Coronazeit›. Dornach 2020.
[22] Zu der über drei Jahrzehnte – trotz fundierter Gegendarstellungen – anhaltenden ‹Traditionslinie›, in der sich Brockschmidt mit ihren diesbezüglichen Unterstellungen bewegt, vgl. u. a. Lorenzo Ravagli, ‹Polemischer Diskurs. Die Anthroposophie und ihre Kritiker›. In: Peter Heusser und Johannes Weinzirl (Hg.), ‹Rudolf Steiner. Seine Bedeutung für Wissenschaft und Leben heute›. Stuttgart 2014, S. 332–352, und Peter Selg, ‹Rudolf Steiner, die Anthroposophie und der Rassismus-Vorwurf›. Arlesheim 2020, S. 7 ff.
Sehr geehrter Herr Peter Selg,
Vielen Dank für die ausführliche Gegendarstellung zu dem Vorwurf des angeblich „rassistischen Gedankengutes“ Rudolf Steiners.
Ich würde grundsätzlich in den Ausführungen unterscheiden zwischen Rudolf Steiner und den „Anthroposophen“. Dass diese einige Inhalte Steiners frei interpretieren und anders auslegen, als wohl gedacht, ist bekannt! So auch die im Zusammenhang mit Corona entstandene „Impfdiskussion“ in welcher einige Anthroposophen einen erbitterten Kampf gegen das Impfen ausfochten,teilweise mit sehr abenteuerlichen und verworrenen Argumenten. Es wurde dabei auch deutlich von der „bösen“ Wissenschaft gesprochen, die nur materialistisches Gedankengut beinhaltet, die Menschen von der geistigen Welt trennen will, bis hin zu der Verleugnung, dass es Corona überhaupt gibt! Daraus resultierte wohl die öffentliche Wahrnehmung der „Wissenschaftfeindlichkeit“ der Anthroposophen, auf die ich auch als Außenstehender gekommen wäre, würde ich nicht andere Quellen zu Steiners Haltung der Wissenschaft gegenüber kennen. Zu dem Problem nun in der rechten Ecke gelandet zu sein, haben tatsächlich einige Anthroposophen selbst sehr aktiv beigetragen. Wenn man sich wissentlich auf Demonstrationen begibt, auf die vorher schon angekündigt Reichtsbürger und rechte Gruppierungen und Holocaustverleugner kommen werden, dann braucht man sich nicht wundern, wenn man mit ihnen in eine Ecke gestellt wird. Besonders dann nicht, wenn man sich mit ihnen eine Bühne teilt und da gemeinsam zu den Menschen spricht. ( Über die populistische Art und Weise der Ansprachen ganz zu schweigen!)“Selber schuld“! würde ich sagen, und mich viel mehr über die Blindheit und Naivität dieser Anthroposophen aufregen, die ja dieses ganze Szenarium erzeugt haben, als über Journalisten, die darüber schreiben. Die Autorin mag da dick aufgetragen und schlecht recherchiert haben, die Ursache aber liegt bei den Anthroposophen selbst. Mit Nazis geht man nicht auf die Straße! Ohne wenn und aber, das sollte jedem klar sein. Dass sie damit der Anthroposophie einen Bärendienst erweisen, scheint ihnen egal zu sein. „Es waren ja nur ein paar Nazis“ sagt ein Christoph Hueck, der auf der „Querdenkerbühne“ gerne zuhause ist! Da fehlt jede klare äußere Abgrenzung, die unweigerlich früher oder später zu so einem Artikel wie in der Zeit führen musste. Das war auch einigen Menschen schon länger klar, die dieses Geschehen mit Sorge betrachteten und versuchten, dagegen zu argumentieren. Aber da herrscht wohl eine „Dämmerung“, zu der man mit Argumenten nicht mehr vordringen kann!
Mit Nazis geht man nicht auf die Straße! das ist für mich der Kernsatz.
Da vergeben Sie sich aber eine große Chance, eine zahlenmäßig kleine Gruppe von Rechtsextremisten unter den 30.000 (!) Teilnehmern – wie etwa anlässlich der Corona-Demo im August in Berlin – argumentativ in die Zange zu nehmen bzw. überhaupt Gespräche mit ihnen zu führen.
Merkwürdigerweise redet man mit Rechtsextremen, sobald sie in Gefängnissen einsitzen. Ich halte es für sinnvoller, mit ihnen bereits auf der Straße in den Schlagabtausch zu treten, denn wo sollten Demokraten sonst die Chance zu einer direkten Auseinandersetzung mit ihnen haben? Glauben Sie nicht, dass sich auf einer solchen Demo nicht unendliche Möglichkeiten zum Gespräch ergeben. Sie erreichen damit zumindest Menschen, die ideologisch noch nicht völlig verfestigt sind. Die anderen natürlich nicht.
Und: Zu allen Zeiten haben auf Demonstrationen Gruppen von Extremisten mitgemischt: Unter den Grünen der ersten Stunde befanden sich ehemalige und fortgesetzte NS-Sympathisanten, unter den Friedensdemonstranten der 80er Jahre Linksextreme und RAF-Sympathisanten, am jeden ersten Mai gehen in Berlin und anderswo Autos und Läden in Flammen auf und bei dem G20-Gipfel in Hamburg 2017 wurden Teile der Innenstadt von Linksextremen in Schutt und Asche gelegt.
Die elitäre Haltung: Mit Extremisten geht man nicht auf die Straße, lässt sich de facto nur um den Preis durchhalten, dass man seine Teilnahme an allen größeren Demonstrationen sofort einstellen müsste.
Soviel Macht möchte ich aber weder Rechts- noch Linksextremisten einräumen.
Ein weiteres Problem: Künftig braucht dann nur jeder, der eine solche Demo verhindern will, darauf hinzuweisen, dass an einer Demo auch Nazis teilnehmen – und schon erfüllt sich dieser Hinweise im Sinne einer sich selbst erfüllenden Prophezeiung: Zahlreiche Demokraten bleiben der Demo künftig fern, sodass tatsächlich Rechtsextreme proportional mehr an Gewicht erhalten – und damit das Anliegen der Demo in der Öffentlichkeit vollkommen kompromittieren.
Damit kommen wir zu dem nächsten Problem der »Kontaktschuld«. X ist Demokrat, aber X wurde mit Y zusammen auf einer Demo gesehen oder hat mit Y ein Buch verfasst. Da nun aber Y mit Z befreundet ist, der AFD-Mitglied ist, der zu N Kontakt hat, der wiederum Sympathien zu Reichsbürgern unterhält, ist irgendwie auch X verdächtig.
Mit einer solchen Haltung aber treibt man die Polarisierungen der Gesellschaft geradezu voran und schürt dadurch auch ungewollt den Extremismus.
„Nazis“ gab es 1933-1945….welche „Nazis“ meinen Sie eigentlich ? Nationalsozialismus ist over. Bashing von Andersdenkenden ist 100% in…sind Sie etwa ein_e Gutmensch_in ?!
So viel Verwirrung im Restdenken… WK-I und WK-II Feindespropaganda gegen die Mitte hat bewirkt, dass die Deutschen nicht mehr wissen, was sie tun, und ihren geistigen Standort verloren haben.
Sehr gute Ergänzung. Die Ursache für solche Artikel ist das problematische Verhalten vieler sich auf Anthroposophie berufenden Menschen in den gegenwärtigen Protestbewegungen. Die Journalistin recherchiert dann und findet entsprechende Artikel von Peter Staudenmaier. So ein Artikel war leider vorherzusehen. Wo bleibt die Auseinandersetzung in Bezug auf Verschwörungsnarrative, die auch in unseren Kreisen massiv kolportiert werden?
Dieser Kommentar geht leider an der Sache vorbei, denn die „offiziellen“ Medien haben ja bewusst nicht über die Querdenken-Demonstration berichtet, sondern über die Aktion vor dem Reichstag, die in der Tat von vorbestraften Rechten angemeldet worden war und im Unterschied zu der Querdenken-Demo auch zu keinem Zeitpunkt verboten wurde. Überprüft man die Berichte und die Bilder, durch die der „rechtsoffene“ Charakter der Querdenken-Demonstration belegt werden sollte, so bleibt (so gut wie) nichts davon übrig. Das In-die-rechte-Ecke-Schieben ist zur Zeit nichts anderes als eine exzessiv genutzte Art der Diskriminierung.
Was die Impfdiskussion betrifft, so ist diese in keiner Weise neu, sie ist viel älter als die derzeitige Bazillen-Krise, aber gerade die Art und Weise, wie derzeit der Impfpflicht sei es gesetzlich (Masern) oder als „moralische“ Verpflichtung das Wort geredet wird, ist in der Tat erschreckend. Bevor man sich auch von dieser Propaganda (das ist hier kein Kampfbegriff) beeinflussen lässt und anderen den gesunden Menschenverstand abspricht („teilweise mit sehr abenteuerlichen und verworrenen Argumenten“), sollte man sich zunächst einmal mit den Bedingungen der Produktion von Impfstoffen, den derzeit propagierten neuen Verfahren, der unglaublichen Geschwindigkeit des Prozesses und der Frage, inwiefern gegen derartige saisonale Viren überhaupt eine Impfung in Frage kommen kann, auseinandersetzen. Dass man hier zu unterschiedlichen Einschätzungen kommen kann, dürfte eigentlich klar sein.
Ich stimme Ihnen voll und ganz zu. Den einleitenden Abschnitt des Artikels von peter Selg kann ich nicht verstehen. Er kolportiert genau die Haltung, dass es erwünschte und unerwünschte menschen gebe. Ein Dialog kann so nie zustande kommen. Steiner selbst hat dazu gemahnt, dass man den Chor der Meinunge ertragen lernen muss. Wer meint, er sei ein besserer Mensch, wenn er nicht mit denen spricht, die er als unwürdig erachtet, ist kein Anthroposoph. Und Steiner hat selbst von Verschwörungen gespochen. Es ist also höchste Zeit die Scheuklappen zu bemerken, mit denen wir uns immer wieder von anderen Menschen abgrenzen, um selber besser dazustehen.
Dabei ist die grosse Gefahr, dass man nicht erkennt, wie man an der Nase herum geführt wird, und sich deshalb auf die vermeintlich gute Seite zu stellen trachtet. Wer nicht erkennt, dass in ihm slebst das Böse nur darauf wartet aktiv zu werden,sieht sich nicht mit ehrlichem Blick.
Ich gebe Ihnen grundsätzlich recht, würde diese Menschen aber nicht als Anthroposophen bezeichnen.
Sehr geehrter Herr Prof.Selg, von Herzen danke ich Ihnen für diesen ausgezeichneten Beitrag, der an Deutlichkeit in der Sache und Klarheit der Argumentation nichts zu wünschen übrig lässt.Mir ist völlig unverständlich,warum eine renommierte und sonst seriöse Zeitung wie DieZeit einen Artikel veröffentlicht, der sachlich so extrem schlecht recherchiert ist und dessen Intention der Diffamierung aus jeder Zeile spricht. Möge sich Ihr Leserbrief verbreiten.Mit herzlichem Gruß ! Elsbeth Weymann, Berlin
Sehr geehrtes Redaktionsteam,
vielen Dank für den Artikel von Peter Selg, vom 11. September 2020.
Die Anthroposophie sollte sich in der Öffentlickeit weiter deutlich distanzieren von solchen und ähnlichen Artikeln die im „Spiegel“ und „der Zeit“ veröffentlicht wurden.
Die Mitglieder und alle Tragenden dieser Bewegung haben das verdient.
Es ist nicht, gar nicht in Ordnung in dieser Art und Weise über Anthroposophie zu schreiben wie es diese Blätter online veröffentlicht haben.
Deutlich war aber auch, dass hier pauschal über den Kamm geschert wurde. Nicht differenziert und auch kein guter Journalismus. Aber sehr Öffentlichkeitswirksam.
Es wird überall Phanatiker geben, wie sie auch erwähnten. Aber die sollten nicht genutzt werden um so ein diskrimminierendes Bild über die weltweite anthroposophische Bewegung zu zeichnen.
Danke für diesen interessanten und sachlichen Artikel. Weiter so.
Mit besten Grüssen
Sabine Soucek
Nachwort zum Kommentar
Sehr geehrtes Redaktionsteam,
zum Artiel von Herrn Selg sein bitte noch folgendes angemerkt.
Die Anthroposophie müsste sich gar nicht weiterhin diesen haltlosen Anschuldigungen stellen.
Eigentlich.
Sie hat gründlich aufgearbeitet, wie in ihrem Artikel umfassend beschrieben.
Andere Orte, Institutionen und Gruppierungen haben dies bis heute nicht getan. Sie pflegen eine selbstverständliche und auch öffentliche Nähe zu rechtsextremen Gedankengut.
Von Aufarbeitung oder auch nur Bewusstsein dessen, gar nicht zu sprechen
Hier könnte man den Ball wiklich zurückspielen.
Vielen Dank für Ihre Mühe
mit besten Grüssen
Sabine Soucek
Hut ab, Herr Selg! Bravo für diese blitzsaubere, kluge, zugleich genügend scharfe Entgegnung. Nicht nur die ZEIT lässt in letzter Zeit an Seriosität vermissen, es ist schwer zu begreifen, aber es will so scheinen, als hätte sich eine gewisse Spielart von Intellektualismus auf äußerst unsaubere Diffamierungen verlegt und sich auf diese Weise an die Spitze eines merkwürdigen Mainstreams gesetzt. Das ist sehr bedenklich, dem muss man etwas entgegensetzen. Vielen Dank!
Ich würde Perter Selgs Artikel als Gegendarstellung in der Zeit veröffentlichen lassen, ansonsten eine Anzeige wegen Sorgfaltspflichtverletzung gegenüber der Zeit
angemessen erscheint und auch anzustreben ist.
Dear Peter Selg,
I must add some comments to your open letter. It is right and necessary to give a quick response to all attacks and falsifications regarding Antroposophy and Rudolf Steiner. From this aspect your open letter is right. But there are other aspects, that make me feel uncomfortable, or rather, embarrassed.
I hope that the introduction of your letter comes from the editors of the „Der Artikel”, and not you. It schocked me, when I read it. It says: „‹Reichsbürger› und andere rechte Gruppierungen haben die Berliner Großdemonstration gegen die Corona-Maßnahmen am 29. August 2020 für ihre Zwecke zu nutzen versucht – und dafür viel Raum in den Medien bekommen, die der Corona-Protestbewegung insgesamt eine Verbindung nach Rechtsaußen unterstellen.”
This sentence is shameful. If anyone – who has not been present there, but – has seen videos or live broadcasts about the event, could see, that there were no Nazis, no „Reichsbürger”, neither „rechte Gruppierungen” present at the demonstration, nor did these groups seek to use the demonstration for their goals. Even if some people tried to do so, they failed. So this is simply a lie. A big lie. A lie that comes from the mainstream media, and the editors seem to agree with it, so they quoted it without any comment. Copy+Paste. That is a serious act, to support such a great lie on the pages of Der Artikel. That is my first remark. And for my great pity, you consider at the end of your letter this lie as „Sachverhalt”, that is: a fact. It is not a fact, it is a lie.
My second remark is upon your letter. It is a correct response, well detailed, intelligent and convincing. Well done. Still I miss something.
Your response seem to ignore a phenomenon, upon which the whole world is staring with open hearts and hope, as an expression of a new freedom-impulse against the global Hygienic Dictatorship, whose orwellian scenery is being set up in front of our eyes. Now we look at Berlin, as a town, that can make a turn in this global madness. When you speak of the Antroposophic movement’s role in the Nazi times, you seem to forget about the letter, that some members of the Vorstand have written to the Nazi leaders, trying to convince them that Steiner’s bloodline was of pure Arian, and not Jew. This was a result of the expelling of certain personalities from the Vorstand in 1935, as you are well aware of it, as your right efforts for their rehabilitation showed it. This was a time of the fading of a spiritual presence in these members of the Vorstand. Now we can experience the same.
A new, fashistic-type of regime is emerging worldwide, and the Goetheanum tries to act politically correct, and assure the representants of the political power, that the Antropospohical movement is loyal to the existing regime, and feels no problem with the censorship and the insinuation of normal people by the media calling them „Reichsbürger”. I do not wish Antroposphist to be „heroische Widerstandkämpfer”. Yet, as you described, Steiner’s proposals – including Dreigliederung – was a real answer to the „Zeitsituation und die kommenden totalitären Gefährdungen”.
The problem is, that we are right in the middle of a totalitarian world order, where „Man wird den Menschen behandeln wie einen Gegenstand, der an Drähten gezogen werden muss”. And Antroposophist are sleeping – with a few exceptions.
So your letter is not enough. It misses at least a sign of awakening, to stand for not only the slandered Antroposphists, but for all the rest, for all Mankind, all the peaceful demonstrators of Berlin, including Robert Kennedy, who have been painted as people open to„rechtsradikalen, rassistischen und antisemitischen Kräften” and to express solidarity with this freedom-impulse, instead of demonstrating a (social) distance from these groupings.
So your letter is a sign of sleeping over a historic moment again, not noticing among the spontane demands of the peaceful demonstrators elements of Dreigliederung, of a future society of self-reliance, and instead you say a Credo by the side of the global unitary state, that is living its last hours in history.
During these last few months a global spiritual alliance has been born among antroposophists around the globe, who established uncensored communication channels, helping each other and the people to uncover this world order and to protect themselves from violence, mass surveillance and even from mandatory vaccinations and to preserve basic human rights which are being demolished step by step.
They (we) stand by the people, who seek the spirit, but are left alone like those sheeps Christ has spoken about, who miss their good pastor. Steiner warned: there are two ways facing Mankind: one of these is Dreigliederung, the other is Bolshevism. Here we are, dear Peter.
There is still time to awaken. Do not miss it.
With warmest regards
Attila Ertsey
Editor in chief of Európai Közép (European Middle) quarterly magazine on Antroposophy, Budapest
Hallo,
Leider haben wir zur Zeit eine Situation in der unsere Gesellschaft massiv gespalten wird !
Diese ganze „Reichsbürgersache“ war sowieso nur als Propagandainszenierung gedacht ( und ausgeführt) gewesen.
Wenn man soetwas veranstaltet, ist es natürlich immer am Besten zuerst über die „Außenseiter“ herzufallen ,
Wie es auch mit dem Überfall des Gesundheitsamtes über die Waldorfschule in Aurich geschehen ist .
Lassen sie sich nicht auf Grabenkämpfe ein !
Es geht da um die Spaltung der Gesellschaft !
Wie sagte schon der Engländer : „divide and rule!“ und bekam ganze Kontinente unter seine Herrschaft .
Ganz herzliche Grüße Martina Heller-Krug
Ich kann mich dem Lob über den klugen Beitrag von Peter Selg nur anschließen. Werde die Zeit auch selber dahingehend anschreiben. Den Kommentar „Mit Nazis geht man nicht auf die Straße“ finde ich daneben. Ich weiß erstens nicht vorher, auch wenn es so angekündigt ist, ob und wieviele „Nazis“ kommen und zweitens ist allein schon die Bezeichnung pauschalisierend. Auch wenn krude Meinungen auf Corona-Demos vertreten werden, ist es diskriminierend, die Mehrheit der Demo-Teilnehmer/innen als Nazis zu bezeichnen. Die meisten kennen wahrscheinlich nicht mal die Nazi-Ideologie. Sie sind frustrierte „Wutbürger“, Krawallbrüder und leider allzuleicht von tatsächlich rechtsradikalen Demagog/inn/en zu verführen. Wer sich aber dazu verleiten lässt, so pauschal Menschen abzustempeln, ist aber auch nicht besser.
Lieber Herr Salg, herzlichen Dank für Ihre Erwiderung zu dem oben genannten Beitrag in der Zeit. Bezüglich der Rassismusvorwürfe frage ich mich jedoch, ob wir in der Anthroposophischen Bewegung nicht doch noch einen erheblichen Aufarbeitungsstau haben. Unsere Richtigstellungen beziehen sich immer auf „Einzelaussagen“, die „aus heutiger Sicht“ rassistisch „wirken“ (so etwa in der Stuttgarter Erklärung). Diesem Ansatz folgt auch ihr Kommentar. Seit einiger Zeit beschäftige ich mich aus Anlässen, die in unserem Schulleben wurzeln, mit dem Rassismusproblem in Bezug auf Steiner. Ich kann die Beschränkung auf „Einzelaussagen“ nicht nachvollziehen. Das Extremste, was mir in den letzten Tagen begegnet ist, ist der 3. Vortrag aus GA349. Tut mir leid, das sagen zu müssen: Der gesamte Vortrag ist nach allen gängigen Definitionen klar rassistisch. Aus der Hautfarbe der Menschen und der Wirkung der Sonnenstrahlung auf sie werden grundlegende psychische Dispositionen abgeleitet und sogar neuroanatomisch lokalisiert. Neger leben instinktgesteuert aus ihrem Hinterhirn, Gelbe emotionsgesteuert aus ihrem Mittelhirn und Weiße denkgesteuert aus ihrem Vorderhirn. Letztere sind entsprechend die einzige zukunftsweisende Rasse etc. Das ist eine knappe, aber logisch in sich schlüssige und ausgearbeitete Rassenlehre – die natürlich an vielen anthropologischen und wissenschaftlichen Tatsachen vorbei geht. Das einzige, was man Steiner in Kenntnis seiner Persönlichkeit zugute halten könnte, wäre, dass dieser Vortrag nicht die Absicht hatte, Menschen anderer Hautfarbe zu beleidigen. Mir ist natürlich nicht entgangen, dass bei Steiner auch Passagen zu finden sind, die die Einteilung von Menschen als nicht mehr zeitgemäß und die Aufgabe der Anthroposophie in der Überwindung von Rassenunterschieden sehen (besonders schön GA 117, S. 151f). Nur leider stammen die anti-rassistischen Äußerungen, die mir begegnet sind, alle aus der Zeit vor dem Weltkrieg, die rassistischen aus der Zeit danach. Aber selbst GA 349 (1923) allein wäre bei aller angemessenen Kontextuierung völlig hinreichend, um Steiner einen nicht überwundenen Rassismus zu unterstellen – während GA 117 (1909) deutlich macht, dass Steiner historisch kontextuiert durchaus anders konnte. Lieber Herr Salg, wir müssen uns dem stellen!
Eine Teilnehmerin an der großen Demonstration teilte mit, dass eine große Gruppe von Reichsbürgern, mit Riesenfahnen ihres Kennzeichens sich VEREINZELT und dann mit Abständen unter die Demonstranten gemischt hat,so dass viele Demonstranten ohne dazuzugehören, sich unter den Reichsbürgerfahnen befanden. Das war ein perfides Täuschungsmanöve! Und wer hat da nicht so genau hinschauen wollen??????
Vielen Dank für den fundierten Artikel. Mir fehlt allerdings der Aspekt, der ja bei der ZEIT-Autorin ursprünglich das Interesse geweckt haben wird: Was machen Anthroposophen auf Corona-Protestdemos? Rudolf Steiner zu verteidigen ist sicherlich ehrenwert, hilft aber nicht, wenn Anthroposophen auf Querdenken-Kundgebungen auftreten und plumpeste Anti-Bill-Gates-Narrative weiterverbreiten. Insofern läuft dieser Leserbrief vermutlich ins Leere.
Und: Pressevertreter/innen sollte man nicht so von oben herab abkanzeln. Das rächt sich früher oder später.
Es gabe keine “Die Querdenker Veranstaltung“,Querdenker haben aufgerufen u.ebenso haben zahlreiche andere Veranstalter am selben Tag an versch.Orten Berlins Versammlungen angemeldet u.aufgerufen.
Fraglich ist was durch die Medien oft falsch dargestellt mit Reichsbürger gemeint ist u.woran festgemacht?Die gern dargestellte Fahne schwar~rot~weiß wäre jedenfalls nicht die Reichsfahne,so wie die schwarz~rot~gold mit Hammer~Zirkel~Ehrenkranz nicht die BRD o.gar D Fahne ist…..es zeugt leider ggf.von geopolit.nicht kundiger Wiedergabe v.strotzigen Vergangenheits~u.Gegeneartsfragen,so wie die Gesamtthematik selbst.
MfG