Aus ihrer intimen Kenntnis des nachtodlichen Lebens entwickelt Iris Paxino therapeutische Ansätze, wenn dieser Schwellenübertritt auf Schwierigkeiten stößt. In ‹Brücken zwischen Leben und Tod. Begegnungen mit Verstorbenen› berichtet sie von ihren therapeutischen Erfahrungen und gibt Hinweise, wie sich eine Beziehung zu den Verstorbenen aufbauen lässt. Doch was bedeutet eine solche Therapie, die die Lebenden wie die Verstorbenen ergreift, fragt Ron Dunselman.
Während des Ersten Weltkrieges, in dem Millionen junger Soldaten und Zivilisten sterben, kennzeichnet Rudolf Steiner in verschiedenen Städten die damalige Zeit als eine Übergangszeit: «[…] unsere Zeit ist doch eine Übergangszeit. Unsere Zeit muss übergehen in eine spirituellere Zeit. Sie muss wissen, was aus dem Reiche der Toten kommt, muss wissen, dass wir hier von den Toten so umgeben sind, wie von der Luft. (1) «Und wir würden wissen bei vielem, was wir tun, dass eigentlich die Toten in uns wirken. […] Die Toten, sie sind mitten unter uns.» (2) Schon im Jahre 1913 klingt es: «Und unter den praktischen Aufgaben des anthroposophischen Lebens wird auch diese sein, dass wiederum die Brücke immer mehr und mehr gebaut werde durch die Geisteswissenschaft zwischen den Lebenden und den Toten.» (3)
Die Psychologin Iris Paxino hat diese Aufgabe in ihr Leben aufgenommen. Davon berichtet sie in ihrem Buch ‹Brücken zwischen Leben und Tod. Begegnungen mit Verstorbenen› (4). Wie ist sie dazu gekommen? Schon als Kind träumt sie manchmal in symbolischen Bildern den Tod von Angehörigen voraus, wird liebevoll von ihren Eltern begleitet und lernt den Tod als natürlichen Teil des Lebens empfinden. Später lässt der überraschende Tod ihrer von früher Kindheit an innig geliebten Großmutter infolge eines Autounfalls bei der 18-jährigen Iris eine tiefe klaffende Wunde zurück. «Ich fühlte mich allein zurückgelassen, mit einem nicht enden wollenden Schmerz und mit der Frage: Wie kann ich Brücken bauen zwischen Leben und Tod?» Wenn ihre Großmutter dann im Traum Iris regelmäßig erreicht, «dann musste es doch möglich sein, sie von mir aus zu erreichen dass auch ich mein Bewusstsein in der Weise ausrichten könnte, sie von mir aus zu erreichen». Die Suche nach einem konkreten Weg, die Welt der Verstorbenen intendiert und wachbewusst zu erleben, wird damit ihre zentrale Frage.
Sterbebegleitung endet nicht mit dem Tod
Sie studiert unter anderem Psychologie, findet in der Anthroposophie Rudolf Steiners erste greifbare Antworten auf ihre Fragen und promoviert über das Thema Nahtoderfahrungen. Zu gleicher Zeit beginnt sie meditativ zu üben und bemerkt, dass sie immer wahrnehmungsfähiger für das Reich der Verstorbenen wird. Später, als Psychologin in einem Krankenhaus, sind einige der Patienten auch nach ihrem Tod für sie erlebbar und ihr wird deutlich, dass Sterbebegleitung nicht an der Schwelle endet, sondern unweigerlich über diese hinausgeht. Sie beginnt eine eigene psychologische Beratungspraxis, wobei sie immer mehr mit Verstorbenen zu tun hat, die als Geistgestalt im Zusammenhang mit einem Klienten erscheinen und dauerhaft an diesem haften und ihm Schwierigkeiten bereiten. Nach ihrer Wahrnehmung verursachen viele so hängen gebliebene Seelen erhebliche seelische Belastungen, soziale Schwierigkeiten bis zu schweren psychischen Erkrankungen. «Sie sind eine Bürde für unsere Welt und bilden ein regelrechtes therapeutisch-soziales Arbeitsfeld. Diese Verstorbenen sind auf Hilfe angewiesen, sie benötigen Aufklärung über ihren eigenen Zustand und eine bewusste Anbindung an die geistige Wirklichkeit, in der sie sich befinden. Erst durch eine solche ‹Erlösungsarbeit› können sie ihren nachtodlichen Entwicklungsweg weitergehen.» Für Iris Paxino ist ihre Verbundenheit mit der Welt der Verstorbenen und ihre aktive Erlösungsarbeit in dieser Welt eine Lebensrealität geworden.
Damit betritt sie ein Feld, das bis heute von Schamanen, Medien und Spiritisten betreten wird, ein Feld, das für ein breites Publikum anschaulich gemacht wurde in Filmen wie ‹Ghost› (1990), ‹What Dreams May Come› (1998), ‹The Sixth Sense› (1999), ‹Just Like Heaven› (2005) oder ‹The Discovery› (2017). Es ist ein Feld, von dem Rudolf Steiner gegen Ende seiner ‹Geheimwissenschaft› schreibt, dass eine Schulung für die übersinnlichen Erkenntnisse Voraussetzung sei, um auf diesem Gebiete in Bezug auf besondere Ereignisse und Wesenheiten zwischen Täuschung und Wirklichkeit unterscheiden zu können. Eine fortgeschrittene Geistesschulung sei notwendig, damit man reif sei, «Einzelheiten zu beobachten, deren Anschauung vorher doch nur Befriedigung eines egoistischen Bedürfnisses wäre, auch wenn sich der Verlangende einredete, dass er nur aus Liebe – zum Beispiel zu einem Toten – den Einblick in die geistige Welt erstrebe». Iris Paxino ist sich dieser Gefahren bewusst, wenn sie schreibt, dass persönliche Neugierde, subjektive Vorstellungen und Erwartungen, Wunschdenken und Geltungsbedürfnis sehr viel ‹Eigenastralität› erzeugen, die keinen Raum für das Geistige zulässt. «Was habe ich wahrgenommen? Ist dies auch wirklich das, wofür ich es halte? Oder ist es vielleicht etwas ganz anderes, beispielsweise etwas Selbsterzeugtes?» Es geht für sie darum, eine Lernende in geistigen Dingen zu werden, wobei sie Rudolf Steiner zitiert: «Die Entscheidung darüber, was auf höherem Gebiete ‹wirklich› ist, was nur ‹Illusion›, die kann nur von der Erfahrung kommen. Und man muss sich diese Erfahrung in einem stillen, geduldigen Innenleben aneignen.» (5) Iris Paxino berichtet, diesen Weg gegangen zu sein, und wir begegnen ihr in ihrem Buch als einer Hellseherin, die uns vermittelt, das erkennende Schauen entwickelt zu haben. Dabei möchte sie – wie bei jedem anderen Bericht aus den geistigen Welten –, dass das Gesagte nicht einfach für bare Münze genommen wird, sondern dass ihm ohne Ängste und Vorurteile interessiert und mit offenem Herzen prüfend begegnet wird.
Für die nachtodliche Zeit verantwortlich werden
Im Buch nimmt sie uns mit auf eine Reise in die Geschichte über den Tod im Wandel der Zeit mit allen heutigen problematischen Schwierigkeiten des Schwellenübergangs und des Gefangenseins zwischen den Welten. Dazu gehört die Zeit, in der Ätherwelt bis zum Äthertod, die Begegnung mit dem Christus-Wesen und die Zeit in der unteren und höheren Astralwelt bis zum Astraltod mit allen möglichen Traumatisierungen, Komplikationen. Sie beschreibt den Aufenthalt des Verstorbenen in der Devachansphäre (göttliche Himmelswelt) und in den dunklen Geisteswelten. Zuletzt folgen Anweisungen, wie man selbst lernen kann, Verstorbene wahrzunehmen, Übungswege sowie Methodisches in der Erlösungsarbeit. Kern des Buches ist, dass es mit dem Aufkommen der Bewusstseinsseele zunehmend in die Verantwortung des Menschen übergeht, die Entwicklungsschritte nach dem Tod bewusst und eigenständig zu vollziehen. Der frühere Gang des nachtodlichen Weges hatte in den meisten Fällen einen allgemeineren Verlauf. Das hat sich geändert und ist immer individueller geworden. Es gibt zahlreiche Abweichungen von den bisher bekannten regulären Rhythmen. «Nicht nur das Irdische, sondern auch die nachtodliche Entwicklung des Menschen ist weit stärker in seine persönliche Freiheit übergegangen. Somit trägt er nun selbst die Verantwortung für sein Vorankommen in den geistigen Sphären. […] Die Engel stehen dem Verstorbenen natürlich weiterhin helfend zur Seite, sie treten jedoch nicht mehr vordergründig als Wegführer auf; vielmehr sind sie zu Weggefährten und Begleitern der Menschen geworden.» Freie und aktive Entwicklungsimpulse des Menschen sind auch im Nachtodlichen gefragt!
Rudolf Steiner hat in verschiedenen seiner grundlegenden Werke und in mehreren Vorträgen den Weg des Menschen nach dem Tod geschildert. Er hat es meistens in großzügigen Bildern – idealtypisch – getan, um das Bewusstsein für das Wesentliche dieser Welt zu wecken und um jeden vorzubereiten auf den einmal kommenden Aufenthalt in dieser übersinnlichen Welt mit den dazugehörigen Erlebnissen und Aufgaben. Iris Paxino schildert vor allem die Abweichungen von dem ‹regulären› nachtodlichen Gang. Sie hat nicht nur Patienten, die inkarniert sind, sondern auch solche aus den ätherischen und astralen Welten. Da gibt es Devachanverstorbene, die ihr bei dieser therapeutischen Arbeit helfend zur Seite stehen, weil das eigene Bewusstsein der Schriftstellerin bis in die hohen Sphären des Devachan reicht. Mit diesen selbstlosen, liebevollen Devachan-Sphärenmenschen wirkt sie oftmals zusammen, um heilende Erlösungsarbeit zu verrichten von Seelen, die irdische Menschen, Gemeinschaften oder Gegenden auf der Erde ätherisch besetzen oder astralisch verunreinigen. Und es gibt viele problematische Situationen! Vierzehn Kategorien von in der Ätherwelt hängen gebliebenen Verstorbenen führt sie auf. Deren Aufenthaltsdauer variiere zwischen wenigen Tagen und mehreren Jahrzehnten oder Jahrhunderten: traumatisierende Todeserlebnisse, Sucht- und Drogentod, gegenseitiges Festhalten von Hinterbliebenen und Verstorbenen, materialistische und atheistische Weltanschauungen, Selbstmord, Verfluchungen und schwarzmagische Praktiken usw. Im Astralbereich kommen weitere hinzu wie die Auswirkungen unerlöster Seelenanteile, beispielsweise bei verzerrten Selbstbildern und verdrängten Persönlichkeitsanteilen, Süchte und Zwänge, schwere Traumatisierungen, psychische Erkrankungen, Selbstmorde usw. In beiden Bereichen – in der Äther- und der Astralwelt – ist Iris Paxino therapeutisch wirksam, sie beschreibt viele Fälle ihrer Erlösungsarbeit, wovon die weitaus meisten erfolgreich verlaufen.
Mit Engeln zum Gehen zwingen
Das ruft die Frage auf: Wie geht sie vor, welche Methodik wendet sie an? Im Kapitel ‹Methodisches in der Erlösungsarbeit› eröffnet sie ihre Überlegungen mit einem Zitat Rudolf Steiners, um die Wichtigkeit der aktiven Verbindung der inkarnierten Menschen mit der Sphäre der Verstorbenen zu betonen: «Wer noch auf dem physischen Plane zurückgeblieben ist und ein gewisses Verhältnis mit den Verstorbenen angeknüpft hat, wer Beziehungen hat zu den Seelen zwischen Tod und neuer Geburt, der ist eigentlich allein imstande, aus menschlicher Willkür heraus während dieses Lebens noch irgendwelche Veränderungen bei den Verstorbenen nach dem Tode eintreten zu lassen.» (6) Für Iris Paxino bedeutet dies, dass die konkrete Verbindung der inkarnierten Menschen mit der Sphäre der Verstorbenen überaus bedeutend und wirkungsvoll ist; wir tragen hier Verantwortung. In dem genannten Kapitel gibt sie Richtlinien, wie die Erlösungsarbeit aussehen kann – unterschiedlich, je nach der Schwere der Besetzungen im Äther- oder Astralleib des irdischen Menschen. Das geht von verständnis- und liebevoller Zuwendung, mitfühlender, freilassender Aufklärung und Orientierung bietender Hilfe für den Besetzenden bis zum robusten Eingreifen, um die Situation zu verändern. Dabei müsse der belastende und schadende Verstorbene mithilfe von Engelwesenheiten und Devachanverstorbenen zum Gehen gezwungen werden. Als ein Mittelweg empfiehlt sie, ein ‹Paket› aus dem eigenen Herzenswissen über geistige Zusammenhänge zu bündeln und über die eigenen Herzensenergien an den Besetzenden zu übertragen. Zusammenfassend impliziert für sie eine angemessene Strategie «die Herstellung eines gesunden Gleichgewichts zwischen dem mitfühlenden Verständnis für die schwierige Situation des unfreien Toten und einer willensklaren, ichhaften und wirkungsvollen Herangehensweise».
Wenn ich das Buch ‹Brücken zwischen Leben und Tod. Begegnungen mit Verstorbenen› auf mich einwirken lasse, dann fallen mir die vielen Übereinstimmungen auf mit dem Inhalt des Buches ‹Brücke über den Strom. Mitteilungen aus dem Leben nach dem Tode› (7). In letzterem werden die Erfahrungsberichte von Siegwart, einem im ersten Weltkrieg gefallenen jungen Musiker, beschrieben, die dieser zwischen 1915 und 1945 von der anderen – geistigen – Seite an seine auf der Erde lebenden Schwestern übermittelte. Rudolf Steiner hat diese Berichte als außerordentlich klare, absolut authentische Übermittlungen aus den geistigen Welten beurteilt. (8) Auch ist der aufrichtige Helferwille der Verfasserin erlebbar, mit dem sie heilend im nachtodlichen Bereich für Verstorbene und irdische Patienten wirksam sein will. Ihr Schreibstil ist direkt, ohne Zweifel, entschieden in den Erfahrungsurteilen. Sie gibt aber auch intime Erzählungen, zum Beispiel von ihren persönlichen Erfahrungen in der Devachansphäre. Beim Lesen tauchten bei mir auch Fragen auf, von denen ich einige nennen möchte: Was bedeutet es für einen besetzenden Verstorbenen, wenn ein Fremder (die Therapeutin) in sein nachtodliches Leben eintritt, um das Problem für den irdischen Patienten zu lösen? Auch wenn dies mit vollem Einverständnis des irdischen Patienten geschieht, bleiben dann womöglich Kräfte in diesem Patienten ungenutzt, Kräfte, mit denen er die Problematik selbständig oder mithilfe der Therapeutin doch eigenständig lösen könnte, um sich durch diese Erfahrung ichhaft auf der Erde weiterentwickeln zu können. Welch hoher Grad an Weisheit und karmischer Einsicht wird von der Therapeutin gefordert, wenn es um die Beurteilung geht, in das Nachtodliche einzugreifen oder eben nicht einzugreifen? Wie werden die Auswirkungen für einen Toten sein, wenn seine karmischen Blockaden in seinem nachtodlichen Leben aufgearbeitet werden; ist es heilsam oder wird eine Entwicklung fordernde karmische Aufgabe für das nächste oder die nächsten Erdenleben verhindert? Wie wirkt das aus dem eigenen Herzenswissen übertragene ‹Paket› auf Dauer für den betreffenden Menschen, der diese Weisheit nicht vom Ich aus erworben hat? Wie unterscheidet sich ein realer Astraltoter von seinem abgeworfenen astralen Leichnam?
Wo Verstorbene hineinwirken
Iris Paxino ist davon überzeugt, dass sich ein ausgedehntes begleitendes/therapeutisches Arbeitsfeld für irdische Menschen entfalten wird, die ihren verstorbenen Menschenbrüdern und -schwestern bei der Bewältigung ihrer im irdischen Leben verursachten Probleme helfen wollen. Schon jetzt nennt sie mehrere Beispiele von hängen gebliebenen Verstorbenen, die um ihre Hilfe bitten, um auf ihrer Reise zum Licht weitergehen zu können. In dem Buch lesen wir: «Generell ist jeder Schwierigkeitsgrad in der Erlösungsarbeit gut zu bewältigen und ist im Grunde genommen genauso aufzufassen wie der Umgang mit unterschiedlich schwierigen belasteten bzw. belastenden inkarnierten Menschen. Das Erfreuliche an einer solchen Erlösungsarbeit ist, dass sie weit effektiver ist und wesentlich schneller wirkt, als dies eine herkömmliche therapeutische Arbeit in irdischen Zusammenhängen vermag.»
Das wirft die Frage auf: Welche Ethik werden diese Begleiter/Therapeuten brauchen? Und welche Ausbildung? Das ist keine unnötige Frage, denn Rudolf Steiner macht darauf aufmerksam, dass der Kontakt mit einzelnen Toten von demjenigen Aufmerksamkeit erfordert, der diesen Kontakt sucht: «Es ist notwendig zu diesem besonderen Verkehr, dass der Mensch sich wirklich in eine gewisse Zucht nehmen kann. Denn es gibt ein sehr bedeutsames Gesetz für den Verkehr mit der geistigen Welt. […] Dasjenige, was gerade für den Menschen hier mehr niedrige Triebe sind, das ist von der anderen Seite, von der geistigen Seite angesehen, höheres Leben, und es kann daher sehr leicht sein, wenn der Mensch sich nicht ordentlich in der Zucht hat, dass er durch den unmittelbaren Verkehr mit den sogenannten Toten niedere Triebe erregt fühlt. […] Wenn wir es aber zu tun haben mit einzelnen konkreten Toten, dann ist immer eine Beziehung des einzelnen Toten – so sonderbar es klingt – zu unserem Blut- und Nervensystem. In die Triebe, die im Blut- und Nervensystem sich ausleben, lebt sich der Tote hinein; das kann niedere Triebe anregen. Gefahrvoll kann es natürlich nur für den sein, der nicht seine Natur durch Zucht geläutert hat.» (2) In dieser Hinsicht werden in dem Buch an verschiedenen Stellen wertvolle Gesichtspunkte und Anweisungen gegeben, über welche inneren und moralischen Fähigkeiten man verfügen muss, wie die Meditation vorzubereiten und abzurunden ist und worauf man achten muss, wenn sich zum Beispiel ein Verstorbener bemerkbar machen will. Als anthroposophischer Schulungsweg und Leitfaden dient Rudolf Steiners Schrift ‹Die Stufen der höheren Erkenntnis› (5). Die während des Übens gemachten Erfahrungen auf den Stufen der Imagination, Inspiration und Intuition werden verlebendigt, wobei übrigens die «unbegrenzt große Bedeutung» (5) des Studiums nicht erwähnt wird.
Wir leben in einer Übergangszeit …, damals und jetzt. Der Tod ist für viele das Ende, sie haben Angst davor. Aber es gibt auch ein wachsendes Interesse für dasjenige, was nach dem Tod kommen könnte, für das Rätsel des Todes. Unsummen werden im Rahmen des Transhumanismus investiert, um den Tod zu überwinden und das menschliche Bewusstsein auf einen ewigen Computer zu übertragen und so die ahrimanische Unsterblichkeit zu erreichen. Doch es berichten auch immer mehr Menschen über ihre Ahnungen, Vermutungen und Wahrnehmungen der Anwesenheit und der Inspiration von Verstorbenen, die ihnen zum Bewusstsein bringen, dass es ein Leben nach dem Tod gibt. Diese Wahrnehmungen lassen sich nicht so leicht als vom Gehirn erzeugte Halluzinationen aburteilen. Fenster öffnen sich … Das Buch von Iris Paxino erzählt uns, wie sie die praktische Aufgabe aufgegriffen hat, um Brücken zwischen Leben und Tod, zwischen Lebenden und Verstorbenen zu bauen; es lädt ein, mitzuerleben, nachzudenken und die Sache mit offenem Herzen prüfend anzugehen.
(1) GA 181, Berlin 5-2, 1918.
(2) GA 182, Nürnberg 10-2, 1918.
(3) GA 140, Bergen 10-10, 1913.
(4) Iris Paxino, Brücken zwischen Leben und Tod. Stuttgart 2018.
(5) Rudolf Steiner, Die Stufen der höheren Erkenntnis. GA 12, Dornach 1993.
(6) Rudolf Steiner, Das Leben zwischen Tod und neuer Geburt. GA 141, Vortrag vom 3. Dezember 1912, Dornach 2010.
(7) F. Herbert Hillringhaus (Hrsg.), Brücke über den Strom. Mitteilungen aus dem Leben nach dem Tode. Schaffhausen 2018.
(8) Siehe 7, in: Fred Poeppig, Zur Einführung.
Bilder: Adrien Jutard, Illustrationsreihe 1/G13