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Die Zukunft ist integrativ

Interview mit Matthias Girke, Facharzt für Innere Medizin, Leiter der Medizinischen Sektion am Goetheanum, und Vorstandsmitglied im DAMID.


Was strahlt von der Anthroposophischen Medizin in die nächsten 100 Jahre?

Ganz wesentlich ist der Impuls, dass wir uns für eine ‹Vermenschlichung› der Medizin starkmachen. Heute ist Medizin von Technik, hoch spezialisierten Eingriffen, Effizienz geprägt. Dem stellen wir Mut zur Menschlichkeit zur Seite. Außerdem brauchen wir eine Medizin, die Heilung und Entwicklung zusammendenkt.

Ist die Integrative Medizin zukunftsfähig?

Ja, die Zukunft wird integrativ. So wurde die Anthroposophische Medizin schon von Rudolf Steiner und Ita Wegman angelegt. Es geht um das Verbinden. Auch im Krankheitsfall, wenn wir in einem tieferen Sinne daran arbeiten, die Wesensglieder wieder stärker zu verbinden und damit zu ‹integrieren›, so bedeutet das Heilen.

Wo ist die Anthroposophische Medizin besonders stark?

Anthroposophische Medizin hat viele Samen gesät. Einiges ist schon gewachsen und aufgeblüht, anderes wird gegenwärtig entwickelt und für die Patientenversorgung dadurch fruchtbar. In den sogenannten Care-Gebieten der Medizinischen Sektion arbeiten wir gemeinsam mit allen therapeutischen Berufen an herausfordernden Themen: Schwangerschaft, Geburt und frühe Kindheit, Umgang mit Fieber und der Antibiotikaresistenz, Trauma, Krebs und Begleitung des sterbenden Menschen. Hier hat die Anthroposophische Medizin gute Konzepte und wirksame Arzneimittel, äußere Anwendungen, Heil­eurythmie, Kunsttherapie, Rhythmische Massage, Psychotherapie.

Warum sind Sie anthroposophischer Arzt geworden?

Ich möchte eine Medizin machen, die sich wieder am Menschen orientiert und ihn als leiblich-seelisch-geistiges Wesen erfasst. Ich bin bis heute davon begeistert, dass es möglich ist, in der Medizin Räume für Entwicklung, für Sinn, für Spiritualität und Zukunftsorientierung zu schaffen.


Foto: Heike Sommer

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