Mit der Forschungskonferenz ‹Hundert Jahre Geisteswissenschaft und Medizin› eröffnet die Medizinische Sektion die Feiern und Veranstaltungen zum 100-jährigen Jubiläum der Anthroposophischen Medizin.
Ostern 1920 fand im Glashaus am Goetheanum der erste Fachkurs Rudolf Steiners für Ärzte und Medizinstudenten statt. In 20 Vorträgen entwarf Rudolf Steiner eine Reform der Medizin. Ausgehend von der Naturwissenschaft sollte die geistige Dimension des Menschen in ihrer Beziehung zu Natur und Kosmos erforscht und integriert werden. Drei Schwerpunkte, die Rudolf Steiners neues Menschenbild bestimmen, werden an der Fachkonferenz thematisiert: Die Überwindung des Herz-Pumpen-Paradigmas hin zu einer ganzheitlichen Kreislauflehre ist ein Schwerpunkt. Armin Husemann, der kürzlich das Buch ‹Die Blutbewegung und das Herz› publizierte, spricht zu diesem Thema. Weiter wird das Problem der motorischen Nerven angesprochen. Rudolf Steiner: «Durch das Nervensystem wird nicht irgendein Wille in Szene gesetzt, sondern dasjenige, was durch den Willen geschieht in uns, wird wahrgenommen.» Schließlich widmet sich die Konferenz der Beziehung von Darm und Gehirn: «Die Darmorgane sind die getreue Reversseite der Gehirnorgane. […] das ist ein außerordentlich bedeutsamer Zusammenhang, der auf das ganze Schaffen der Natur ungeheuer viel Licht wirft.»
Mit Wolfgang Rißmann und Friedwart Husemann beschreiben zwei Ärzte, die sich ein Berufsleben lang mit diesem Zyklus beschäftigt haben, den Aufbau der 20 Vorträge. Peter Selg verbindet den Zyklus mit der Eröffnung des Goetheanum. Die Sektionsverantwortlichen Matthias Girke und Georg Soldner schauen am zweiten Abend auf die Ursprünge und die Perspektiven der Anthroposophischen Medizin. Die Tagung richtet sich an alle in Gesundheitsberufen Tätige.
Titelbild: Tafelzeichnung Rudolf Steiners von 28. März 1920 (Ausschnitt)