Es ist der Moment, wo alles Latein zu Ende ist, alle Klugheit, alles Wissen nicht mehr hilft. Es ist ein Moment, wo man wie Sokrates vor 2500 Jahren, wie Parzival vor 1000 Jahren und wie Faust heute nur noch weiß, dass man nichts mehr weiß.
Das ist der Moment, auf den das Leben wartet und wo das Drama von Faust beginnt. Es sei die schwerst zu spielende Szene des ‹Faust›, seine Verzweiflung im Studierzimmer, sagte mir Dirk Heinrich, weil sie jeder und jede heute kennt – diesen Schritt jenseits der Bücher, diesen Schritt ins Leben. Dirk Heinrich ist in der Probe so präzise im Wechsel der Tonlagen, dass Andrea Pfaehler (Regie) nicht eingreift. Nur manchmal sagt sie: «Entschuldigung, sprich den Satz jetzt grad’ noch einmal.» Dann kam die Sprache vor der Handlung, vor der Geste. Tatsächlich, wenn es dann zusammenklingt, dann ist auch ohne Bühnenlicht, Kostüm und ohne Schminke die Magie des Theaters da.
Foto: W. Held