Am nördlichen Stadtrand von Addis Abeba, in Addisu Gebeya, gibt es einen Ort, wo Kinder im Alter von eins bis sechs jeden Tag ein ruhiges Umfeld für ihre Spiele und ihre Kreativität finden können. Es ist das Regina Family Center, eine der fünf Waldorf-Initiativen in Äthiopien. Andere bestehende Waldorf-Initiativen in Äthiopien sind ein Kindergarten und eine Schule in Hawzien (Norden), die Spielgruppe von Kleonike Chrissochou und ein Projekt in Debre Markos (Nordwesten).
Das staatlich anerkannte Zentrum wurde vor etwa fünf Jahren gegründet von Regina Abelt, einer deutschen Hebamme, und einigen Müttern, die während der Schwangerschaft und der Geburt von ihr betreut wurden. Ursprünglich wurde ein Haus in der Stadt gemietet und der Schwerpunkt lag auf der Förderung einer gesunden Lebensweise während und nach der Schwangerschaft. Es entstand eine Stillgruppe; Gymnastik und Yogastunden wurden angeboten. Die soziale Komponente spielte eine große Rolle. So war ein Café in Planung und der Garten diente als Treffpunkt, um Feste zu feiern und die Freizeit zu gestalten. Schließlich kristallisierte sich die Kleinkindbetreuung heraus. Im Sinne einer ganzheitlichen Erziehung orientierten sich die Gründungseltern an der Pädagogik Rudolf Steiners. Je intensiver sich die Menschen damit befassten, je stärker wurde der Wunsch nach einem Kindergarten und nun auch nach einer Schule. Jetzt heißt es daher, die staatliche Genehmigung für den Kindergarten zu bekommen und Räume für einen Hausunterricht zu organisieren. Dafür muss eine Vielzahl von baulichen Maßnahmen erfüllt werden, weil das Day Care und der Kindergarten räumlich voneinander getrennt sein sollten.
Damit eine äthiopische Waldorfbewegung entstehen kann, unterstützt die International Association for Steiner/Waldorf Early Childhood Education (IASWECE) diese Initiativen vor Ort. Die Förderung der Fort- und Weiterbildung der Erziehenden ist dabei vorrangig. Mit dem Verein Zukunft gestalten – Waldorfpädagogik in der Region Südostbayern machte ich das Projekt bei unseren Mitgliedseinrichtungen bekannt. Die vorgeschlagene Patenschaft wurde in Addis Abeba freudig angenommen.
Foto: Barbara Sohn