Im Januar wird erstmals die Open-Access-Zeitschrift ‹Steiner Studies› erscheinen. Sie soll dem akademischen Diskurs über Steiners Werk dienen. Es wurde ein internationaler wissenschaftlicher Beirat gebildet, in dem unter anderem Wolf-Ulrich Klünker und Jost Schieren sowie Helmut Zander vertreten sind. Neben Hartmut Traub ist auch Christian Clement Herausgeber – wir sprachen mit ihm über das Projekt.
Gibt es ein akademisches Interesse an Rudolf Steiner?
Offenkundig. Die kritische Ausgabe der Schriften Rudolf Steiners (SKA) sowie die sonstige Literatur zeigen, dass es zumindest eine kleine Gruppe von Akademikern gibt, deren Arbeit von genuinem Interesse an einem Verständnis der Anthroposophie getragen wird. Man darf wohl auch hoffen, dass dieses Interesse in dem Maße zunehmen wird, in dem sich Akademiker und Anthroposophen der Unangemessenheit des bisherigen öffentlichen Diskurses über Steiner bewusster werden. Die ‹Steiner Studies› möchten diesem Diskurs ein angemessenes unideologisches Forum geben.
Wer finanziert die Herausgabe der Zeitschrift?
Für eine Startphase von drei Jahren wird die kostenfrei zugängliche Zeitschrift von der Brigham Young University (byu) finanziert, die ja auch die ska bereits subventioniert. Dahinter steht übrigens kein besonderes Interesse der Sponsoren an Rudolf Steiner oder der Anthroposophie; jede erfolgreich publizierende Lehrkraft wird von der byu in vergleichbarer Weise gefördert.
Die Zeitschrift wird durch das Peer-Review-Prinzip getragen. Wieso war Ihnen das wichtig?
Das Peer-Review-Verfahren, bei dem potenzielle Veröffentlichungen von sachkundigen Gutachtern ohne Kenntnis der Identität des Autors auf wissenschaftliche Standards hin überprüft werden, ist das derzeit übliche Verfahren akademischer Qualitätssicherung. Daher halten wir es auch so, trotz der bekannten Schwächen des Prinzips.
Schon sind fünf Bände der SKA publiziert. Wie hat sich das Verständnis dieser Arbeit im anthroposophischen Umkreis entwickelt?
Ich bin da verhalten optimistisch. Zwar haben die meisten bisherigen anthroposophischen Verlautbarungen zur Edition mit der zum wissenschaftlichen Diskurs nötigen kritischen Distanz zur Sache und zum eigenen Standpunkt noch Probleme, aber es gibt doch auch solche Stimmen, die den die ska leitenden Zugang zu Steiner mit Verständnis und weiterführender Kritik aufnehmen. Ferner scheint es nicht wenige Anthroposophen zu geben, die dem Projekt zwar noch vorsichtig schweigend, aber doch wohlwollend gegenüberstehen.
Kontakt Christian Clement, rcc@byu.edu, oder Hartmut Traub, dr.traub1@t-online.de, www.steinerkritischeausgabe.com/steiner-studies
Titelbild: Herausgeber Hartmut Traub (links) und Christian Clement (rechts)
Vielen Dank für den Abdruck dieser Ankündigung. Nur kurz zur Berichtigung: der offizielle Titel der Zeitschrift ist "Steiner Studies", nicht "Rudolf Steiner Studies". Dankeschön: Christian Clement.
Danke! Wir haben das korrigiert.