In der Adventszeit schaut man ins Jahr zurück. Einen in diesem Sinne weiteren Blick gab es Mitte Dezember, als ehemalige Mitarbeitende des Goetheanum zu einer Feier zusammenkamen.
Bis 1952 spannte sich dabei der Bogen. Mathias Ganz, noch heute an der Puppenbühne im Goetheanum tätig, war damals als Jugendlicher bei den Mysteriendramen dabei. Er erzählte von seinem Vater, der zu Rudolf Steiners Zeiten als Wächter der Schreinerei tätig war. «Mit Revolver und Hund waren sie in kleinen Hütten auf dem Gelände untergebracht.» Einige Wächter standen einmal gemeinsam vor dem Schreinereitor und waren «wahrscheinlich etwas lauter als gewöhnlich». Rudolf Steiner sei gekommen und habe die Gruppe von Mathias Ganz’ Vater gefragt: «Ist etwas nicht in Ordnung?» Er habe sich umgedreht und sei wieder in sein Atelier gegangen. «Da kam kein Befehl, sondern eine Frage», kommentierte Mathias Ganz die Szene.
Kurt Remund, ehemaliger Verantwortlicher für den Goetheanum-Bau in den 90er-Jahren, erzählte, wie ihn, der von einer Waldorfschule kam, die Szene überraschte, als im Großen Kreis in der Schreinerei Manfred Schmidt-Brabandt – der damalige erste Vorsitzende im Vorstand – ohne Begründung und Rückfragemöglichkeit mitteilte, dass der Umbau des Saales ‹gemacht› werde. Wie anders die sozialen Formen selbst in den 90er-Jahren noch waren, das zog sich durch viele der Beiträge. Immer wieder zeigte sich das widersprüchliche Bild, dass die Gegenwart der Anthroposophie und ihrer Ursprünge zu fühlen gewesen sei, dass dabei allerdings ein hierarchisches Miteinander geherrscht habe, das aus heutiger Perspektive kaum vorstellbar scheint. Kurt Remund erinnerte an die großen Baulager, an denen Menschen aus aller Welt dem Goetheanum für einige Wochen ihre Arbeitskraft geschenkt hatten. Am Schluss versprachen einige, an einer nächsten solchen Weihnachtsfeier etwas zur Geschichte des Goetheanum zu erzählen.
Bild: Sitzend, Mathias Ganz, stehend, Kurt Remund