40 Jahre Michael-Tschechow-Studio Berlin

Berlin/Deutschland. Unterhaltung? Ja! Lachen? Auf jeden Fall. Doch bei ernsten Stücken – wie sieht es da mit der Resonanz im Publikum aus? Oft schien diese nur äußerlich zu sein und so stellte sich Jobst Langhans nach mehreren Jahren als Schauspieler am Stadttheater die Frage, wie es gelingen kann, die innere Stimme in den Zuschauenden anzuregen.


Diese Frage brachte ihn 1982 in Kontakt mit der Berliner Offtheater-Szene. Ein Schauspieler drückte ihm das Buch ‹Werkgeheimnisse der Schauspielkunst› von Michael Tschechow in die Hand. Begeistert begann er die Übungen von Tschechow auszuprobieren und wandte sie in Theaterproduktionen an. Diese Arbeit inspirierte verschiedene Schauspielstudierende; gemeinsam gründeten sie das Theaterforum Kreuzberg. Von Anfang an gab es drei Dienste – proben, bauen oder kochen – und abends spielten sie. Neue Schauspielerinnen und Schauspieler kamen dazu. Da sie die Tschechow-Methode nicht kannten, wurden Trainings eingerichtet und das Michael-Tschechow-Studio (MTSB) gegründet. Der Eiserne Vorhang war zu diesem Zeitpunkt bereits geöffnet: Jörg Andrees und Jobst Langhans beschlossen, Tschechow-Trainer aus aller Welt zu einer Tagung einzuladen, um sich über die Methode auszutauschen. Das war der Impuls zur Gründung der internationalen Tschechow-Bewegung, die über Jahre hinweg vom MTSB aus mit betreut wurde und international seither stetig wächst. Seit 1984 haben etwa 800 Studierende die Aus- und Weiterbildungen des MTSB besucht. Hinzu kommen zahlreiche Workshopteilnehmende von Schauspielschulen und Hochschulen im In- und Ausland. Unterdessen leiten einige der Ehemaligen selbst ein Theater. Andere geben das, was sie beim MTSB gelernt haben, weiter – sei es auf der Bühne, vor der Kamera, als Sprecher oder Sprecherin, in Workshops, theaterpädagogischen Projekten oder als Beratende. Führung heißt immer auch Selbstführung. Deshalb übernehmen die Studierenden des MTSB in Eigenverantwortlichkeit administrative Aufgaben. Ältere Jahrgänge führen Regiearbeiten mit dem ersten Jahrgang durch. Auf Augenhöhe entwickeln die Dozierenden mit den Studierenden den Unterricht. Was das Theater der Zukunft ist und wie das Publikum innerlich bewegt und berührt werden kann, diese Frage steht heute noch im Mittelpunkt der Arbeit. Die Kunst zur inneren Freiheit ist dabei ein Leitstern. Vom 31. Mai bis 2. Juni feiern wir 40 Jahre MTSB und laden Sie herzlich dazu ein.


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Bild Absolventinnen und Absolventen des Michael-Tschechow-Studios Berlin, Foto: Michael-Tschechow-Studio

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